Breitseite #19: Sechs Brettspiele in Rollenspielwelten
- Jörg Luibl
- 3. Apr.
- 12 Min. Lesezeit
Gerade für Rollenspieler, die sowohl analog als auch digital unterwegs sind, schließen sich im Laufe der Zeit immer wieder Kreise. Was mal als simuliertes Kriegsspiel begann, sich von Tolkien und reichlich Fantasie beflügelt zu Dungeons & Dragons entwickelte und mit Wizardy sowie Ultima das faszinierende Genre der Computer-Rollenspiele etablierte, ist mittlerweile ein Hobby in zig Facetten. Von taktisch bis erzählerisch, von abstrakt bis filmisch, von Disco Elysium und Citizen Sleeper bis Wartales, von The Witcher 3 und Baldur's Gate 3 bis Elden Ring und Kingdom Come: Deliverance 2 reicht die Palette.
Und die Lust auf Abenteuer schwappt seit vielen Jahren vom Bildschirm zurück auf den Tisch, auch abseits von klassischen Pen&Paper-Systemen. Ich stelle einige aktuelle Brettspiele für Rollenspieler vor, die kürzlich erschienen oder für dieses Jahr 2025 angekündigt sind. Da ich sie nicht gespielt habe, gibt es in dieser Breitseite keine qualitative, sondern eine alphabetische Reihenfolge.
Cyberpunk 2077: The Board Game (kooperativ, Story & Echtzeit-Taktik, 1-4 Spieler, 80 Euro)
Beim polnischen Entwickler Go On Board zeichnet Łukasz Woźniak für so einiges, darunter auch das aktuelle Cyberpunk-Brettspiel verantwortlich - nicht zu verwechseln übrigens mit Cyberpunk 2077: Gangs of Night City von 2023, in dem man Banden in einem Strategiespiel rund um Gebietskontrolle befehligte. Daran knüpft dieses Brettspiel auch nicht thematisch an. Denn hier schlüpfen bis zu vier Spieler direkt in die Rolle der Edgerunner V, Jackie, Panama Palmer und Judy Alvarez, um gemeinsam Night City in einer Kampagne samt Story zu erkunden. Dabei geht es allerdings nicht um ein Rollenspiel klassischer Art, sondern um taktische Kämpfe mit Miniaturen und knackige Missionen mit Echtzeitdruck, bei denen eine begleitende, aber optionale App die Regie führt und Vorgaben macht. Manche mögen diese digitale Ergänzung gar nicht, ich bevorzuge ebenfalls rein analoge Brettspiele, aber ich empfand das in einigen Spielen wie XCOM: The Board Game, Golem Arcana oder Mansions of Madness: Second Edition als sinnvolle Ergänzung. Und wie gesagt: Man muss die App nicht nutzen, dann liest man alles selbst vor und setzt eine Stoppuhr ein.
Inwiefern die Signale und Zeitvorgaben die Spannung für die Edgerunner angenehm erhöhen oder für zu viel Hektik sorgen, muss man mal abwarten. Aber es soll wohl recht flott zur Sache gehen, so dass spürbares Actionflair entsteht.
Erst nachdem man die Beute verteilt hat und sich weiter ausrüstet, läuft es wieder entspannt. Es gilt im Team alle wichtigen Ziele einer Mission zu erfüllen, wobei es auch abstrakte Rätsel geben soll, aber der Kampf im Fokus steht. Die Missionen finden meist in Gebäuden statt: Dort kann man dank schließbarer Türen die Sichtlinien beeinflussen, Wände explodieren lassen, wie auf Eis einen Flur entlang schlittern und muss manche Aktionen im Team bewältigen.
Dabei soll eine Qual der Wahl zwischen der Erreichung des Ziels und der Beute vor Ort entstehen, denn das Aufsammeln kostet wertvolle Bewegungspunkte, aber kann später nützlich sein. Nach einer Mission kann man seine Fähigkeiten sowie Waffen weiter entwickeln, wobei die vier Edgerunner mit eigenen exklusiven Manövern starten - Judy kann als Hacker z.B. jede Tür öffnen, Panama als Scharfschützin jeden Feind in Sicht treffen und V kann das Würfeln des Feindes verhindern. Trotz des Teamfokus soll es einen Solomodus mit vier Schwierigkeitsstufen geben. Ich bin jedoch ein wenig skeptisch, ob das Flair des digitalen Rollenspiels von CD Projekt RED da tatsächlich spürbar wird.
Die Vorfreude auf dieses Spiel war jedenfalls gewaltig: Cyberpunk 2077: The Board Game wurde über Gamefound mit 9,6 Mio. Dollar von über 27.000 Unterstützern schwarmfinanziert und im Laufe der Zeit mehrfach überarbeitet, zumal es einige Kritik im Vorfeld gab - von der App bis zum Spieldesign. Laut dem bisherigen Feedback scheint es jedoch auf einem soliden bis guten Weg zu sein; das letzte Update der Entwickler stammt von Ende März. Es kostet in der Standard-Edition bei Gamefound 79 Dollar, mit weiteren Miniaturen 139 Dollar und um alle Erweiterungen plus Schnickschnack bis zur Stoffpuppe ergänzt satte 715 Dollar. Es soll dieses Jahr auch im Handel erscheinen und auf Deutsch erhältlich sein.
Dungeons & Dragons: Builders of Baldur's Gate (kompetitiv, Städtebau & Strategie, 1-5 Spieler, 68 Euro)
Hat jemand Lords of Waterdeep von 2012 gespielt? Da geht es mit Tiefwasser ebenfalls um eine berühmte Stadt der von Ed Greenwood erschaffenen Vergessenen Reiche, die man mit Abenteurern und Quests unter seinen Einfluss bringen soll. Auch wenn es in diesem Baldur's Tor weniger um Rollenspiel, sondern die bauliche Entwicklung der Fantasy-Metropole geht, könnte genau diese Alternative spielerisch interessant sein - zumindest macht sie mich neugierig. Zwei bis fünf Spieler wetteifern als Anführer von Familien um Ansehen und Einfluss, indem sie Gebäude wie Märkte oder Hallen in neun Stadtvierteln bauen. Besonders relevant und auffällig sind die Wachtürme und Tore, die als Plastikminiaturen auf den Spielplan gesetzt und mit der eigenen Farbe oben auf dem Dach markiert werden, sobald man sie kontrolliert.
Dabei muss man sowohl auf seinen Profit und die strategische Ausbreitung seiner Geschäfte als auch die drei Fraktionen achten. Denn beim Rat der Vier, der Diebesgilde und der Flammenfaust kann man mehrere Stufen an Einfluss gewinnen, wenn man in ihren Zonen bzw. Interessen etwas baut. Hinzu kommt die Gefahr von außen, denn Baldur's Tor wird immer wieder von Monstern aus der Wildnis angegriffen, die man abwehren muss.
Es gibt keine Video-Vorstellung, aber das sieht auf den ersten Bildern von der GAMA Expo 2025 mit der großen Stadtkarte samt Türmen ganz gut aus. Zumal das Spiel von Matthew Dunstan designt wurde, der mit Elysium (2015), Monumental (2020) sowie Next Station London (2022) einige kompetente Brettspiele in seiner Autorenvita vorweisen kann.
Es erscheint dieses Jahr für knapp 65 Dollar bei den Tabletop-Spezialisten von WizKids in New Jersey, die u.a. für das sehr gute MageKnight (das ich auch Solisten empfehlen kann) sowie MechWarrior bekannt sind - der Verlag wurde übrigens vom umtriebigen Jordan Weisman gegründet, genauso wie später Harebrained Schemes, die schwedischen Entwickler der digitalen Shadowrun-Abenteuer. Aber ich schweife ab: Noch gibt es keinen Hinweis auf einen deutschen Verlag, aber bei einigen hiesigen Shops kann man Dungeons & Dragons: Builders of Baldur's Gate für knapp 68 Euro vorbestellen. Und spätestens auf der SPIEL 25 in Essen (23. - 26.10.) wird man es ausprobieren können.
(kooperativ, Rollenspiel, 1-4 Spieler, 200 Euro)
Wer hat nach über zweihundert Stunden in den Zwischenlanden Lust auf mehr? Auf jeden Fall gilt es die mythische Welt von FromSoftware in diesem Brettspiel komplett neu zu erkunden, und zwar anhand der wesentlichen Leitlinien sowie Strukturen des Action-Rollenspiels von 2022. Das heißt, dass man als Tarnished in Limgrave mit bescheidenen Fähigkeiten beginnt, langsam Land und Dungeons erkundet, immer stärker wird und irgendwann am Ende einer langen Reise zum Elden Lord werden kann. Allerdings gibt es nicht eine Box mit allen Szenarien, sondern gleich drei: Realm of the Grafted King mit knapp 50 Stunden sowie Weeping Peninsula und Stormveil Castle mit je 20 Stunden prognostizierter Spielzeit. Elden Ring kommt von Steamforged Games, die schon aus Monster Hunter und Dark Souls Brettspiele gemacht haben, wobei Letzteres im Jahr 2017 mit seinem Bosskampf-Fokus bei mir nur einen mäßigen Eindruck hinterließ.
Allerdings geht das Team aus Manchester diesmal einen ganz anderen Weg, mit deutlich mehr Abenteuer-Flair und reichlich Kartentaktik. Trotzdem muss man sich nicht für Tage mit dem Regelwerk beschäftigen, denn das ist mit knapp 40 Seiten angenehm schlank für ein Rollenspiel. Zu Beginn wählt man aus vier Klassen, zwischen Astrologe, Prophet, Samurai und Vagabund, wobei jeder eine andere Gesundheit, Startausrüstung, Talente sowie Handkartengröße besitzt. Der Astrologe startet z.B. mit Stab, zwei Zaubern und Robe, dazu drei Gesundheit und fünf Handkarten; der Vagabund mit Langschwert, Schild und Rüstung, dazu sechs Gesundheit und vier Handkarten. Die Zwischenlande selbst sind nicht auf einem durchgehenden Spielplan sichtbar, sondern werden stückweise über 72 Hexfeldplättchen modular aufgebaut, auf denen Landschaften im Stil der Karte des Videospiels abgedruckt sind, so dass sich immer andere Varianten von Limgrave ergeben. Dort werdet ihr auch bekannten Nichtspielercharakteren begegnen, so dass neben der Hauptquest, der Vernichtung von Margit The Fell Omen, weitere Aufträge hinzukommen. Damit deckt das Brettspiel nicht die komplette Story oder Landmasse des Videospiels ab - es wird also Erweiterungen geben. Neben dem Erkunden von Orten an der Oberfläche sowie Dungeon-Crawling wird es auch erzählerische Quests mit Entscheidungen geben. Damit nicht einzelne Abenteurer der Gruppe zu weit im Gelände abschweifen, müssen in einer Sitzung gemeinsam gewisse Ziele erreicht werden, sonst droht der Verlust von Glauben und damit das Spielende.
Im Kampf selbst darf man bis zu drei Aktionen ausführen, darunter Bewegung, Karte ziehen, Fokus (für Magie/Glaube), Flasche benutzen und Angriff. Das Besondere bei Letzterem ist, dass die Karten je nach Waffe und Talent mehrere Zielfelder und andere Effekte anzeigen, die sich z.B. auf die Stärke, Geschicklichkeit, Intelligenz oder den Glauben des eigenen Charakters beziehen. Die Feinde, darunter auch einige mittlere Bosse wie Trolle oder die Baumwächter, für die es andere Kampfraster gibt, verhalten sich wiederum nach den Mustern, die auf ihrer Karte angegeben sind. Sie greifen nicht nur frontal an, sondern bewegen sich auch. Während eines Gefechts können auch Statuseffekte wie Blutverlust, Vergiftung, Schlaf oder Taumeln auftreten.
Natürlich muss man das erstmal selbst spielen, aber dieses Kampfsystem ist ein ganz anderes als noch in Dark Souls und es könnte dem ebenso taktischen wie intensiven Schlagabtausch der Videospiele näher kommen, zumal die Handkarten ja die Ausdauer repräsentieren. Elden Ring: The Board Game - Realm of the Grafted King erschien am 31. März 2025 kostet mit seinen 54 Miniaturen samt der vier oben genannten Helden und Boss Margit knapp 200 Euro, Stormveil Castle mit den Helden Confessor und Prisoner sowie 22 Miniaturen und Boss Godrick 130 Euro und Weeping Peninsula mit den Helden Hero und Bandit sowie 20 Miniaturen 120 Euro.
(kooperativ, Rollenspiel, 1-4 Spieler, 190 Euro)
Jetzt komme ich zu einem modernen Schwergewicht im Geiste klassischer Dungeon-Crawler, das als erfolgreichster Erbe von HeroQuest gilt: Gloomhaven von Isaac Childres. Ich wollte das Tabletop-Rollenspiel aus dem Jahr 2017 schon längst mal vorstellen, aber wie das so ist: Es fehlte immer die Zeit. Und dann erschien vor ein paar Jahren die digitale Variante bei Asmodee Digital und Flaming Fowl für PC, PS4/5 sowie XBS, in die ich aufgrund der unspektakulären Inszenierung nur kurz reingespielt habe, aber die sehr werktreu den Regeln folgt und ein gutes Gefühl für das kreative Kampfsystem samt Kartentaktik vermittelt - denn das ist mit seinen vorgegebenen, aber flexibel einsetzbaren Manövern der eigentliche Star des Spiels, der abseits von Bewegung, Angriff und Verteidigung für Puzzleflair in den Gefechten sorgt.

In die digitale Version zockt man eher rein, als einfach mal die Box aus dem Regal zu hieven, denn die ist nicht nur mehrere Kilo schwer, sondern enthält eine Fantasy-Kampagne im Legacy-Stil, die einen bis vier Spieler für mehrere Wochen beschäftigen kann. Sprich: Man braucht eine Gruppe mit sehr viel Zeit und Geduld, wenn man nicht alleine improvisieren will - was auch möglich ist.
Und es gab immer wieder Nachschub: Gloomhaven wurde 2020 zunächst um die eigenständige Kampagne Pranke des Löwen erweitert, dann erschien 2022 der Nachfolger Frosthaven, der bei Feuerland letztes Jahr ins Deutsche übersetzt wurde und satte 360 Euro kostet. Für einige gilt dieses eigenständige Abenteuer mit seinen 16 neuen Charakteren, drei weiteren Klassen sowie einer Kampagne mit 100 Szenarien schon als besseres Gloomhaven. Und als wäre das Angebot in dieser Fantasywelt nicht schon vielfältig genug, ist auch noch Gloomhaven: The Role Playing Game als klassisches Pen&Paper-System angekündigt, das schon auf der SPIEL 23 vorgestellt wurde und dessen Grafik sowie Layout gerade in Arbeit sind.
Aber jetzt zurück zur Neuauflage des eigentlichen Brettspiels: Diese Second Edition soll aufgrund der vielen Änderungen und Anpassungen quasi die Krönung der Fantasywelt von Isaac Childres sein.
Es wird neue Klassen, Artworks, Gegenstände, dazu reichlich Miniaturen sowie ein fraktionsbasiertes Rufsystem geben. Aber was mich neugieriger macht: Es soll eine veränderte Story sowie Ereignisse geben, denn bei allem was Gloomhaven hinsichtlich Kampf & Co auszeichnete, war es erzählerisch recht spröde. Für diese Edition wurden viele Missionen neu geschrieben, um für eine bessere Balance, aber hoffentlich auch mehr erzählerische Stimmung zu sorgen. Die Gloomhaven 2nd Edition soll im April 2025 für knapp 200 Dollar bzw. 188 Euro erscheinen.
(kooperativ, Rollenspiel, 1 - 4 Spieler, 245 Euro)
Jetzt geht es um einen erneuten Versuch, die Faszination von The Elder Scrolls auf den Tisch zu bringen. Denn ähnlich wie bei The Witcher gab es so einige Ansätze und so richtig berauschend war keiner. Ich lasse die Monopoly-Variante mal weg, aber 2019 versuchte sich The Elder Scrolls: Call to Arms an Tabletop-Kämpfen mit Miniaturen für einen bis zwei Spieler. Und 2022 ging es in The Elder Scrolls V: Skyrim - The Adventure Game für einen bis vier Spieler um eine kooperative Kampagne in der Provinz Skyrim, die das Flair des Videospiels durchaus einfing und solide Kritiken erhielt, aber mich damals mit dem Spielsystem nicht wirklich überzeugen konnte.
Ganz anders geht es mir da bei diesem The Elder Scrolls: Betrayal of the Second Era von Chip Theory Games. Denn die Entwickler aus Minnesota lassen dort hinsichtlich der Kämpfe und Charakterentwicklung ihr erfolgreichstes Spiel einfließen: Too Many Bones. Das wurde mit seiner Würfelmechanik samt Pokerchips weltweit gefeiert. Und auch Bethesda hat davon Wind bekommen, so dass es quasi eine Symbiose aus der Fantasywelt und diesem System gibt.
Das soll im Gegensatz zu den epischen Kloppern wie Gloomhaven eher ein kompaktes Erlebnis bieten: Ein komplettes Abenteuer besteht aus drei Sitzungen zu je zwei Stunden, so dass man es an einem Wochenende gemeinsam meistern kann - auch eine Solovariante ist vorhanden. Man behält seine Helden auch nicht dauerhaft: Der Reiz soll darin bestehen, dass man beim nächsten Abenteuer einen anderen Charakter ausprobiert. Die Story spielt übrigens lange vor den Ereignissen aus den digitalen Rollenspielen Morrowind, Oblivion und Skyrim in der 2. Ära Tamriels im 6. Jahrhundert - wer The Elder Scrolls Online gespielt hat, war in derselben frühen Epoche unterwegs, als gerade mal der zweite Drachen erschlagen, die Magiergilde sowie die Dunkle Bruderschaft gegründet wurde. Es geht darum eine dunkle Zauberin daran zu hindern, Tamriel mit der Trennung der Magie ins Chaos zu stürzen.
Man wählt jeweils aus einem der bekannten Völker wie Hochelfen, Dunkelelfen, Argonier, Bretonen oder Khajiit, die unterschiedliche Werte in Leben, Ausdauer, Magicka, Kampf und Erholung haben, bevor man sich für eine Klasse wie Drachenritter, Nachtklinge, Necromancer, Scout & Co entscheidet. Dann wählt man eine von fünf Regionen wie Skyrim oder Morrowind. In denen geht es für die Gruppe aus bis zu vier Helden um Gilden-Quests wie jene der Diebe, der Magier oder der Dunklen Bruderschaft. Im Spiel platziert jeder seine Würfel auf der Charakterkarte mit ihren Vertiefungen und alle teilen sich die XP-Beute, um ihre Fähigkeiten wie Schatten, Akrobatik oder Bogen weiter zu entwickeln, wobei man mit ein oder zwei exklusiven Skills beginnt. Gekämpft wird auf Neoprenmatten mit Hexfeldern, entweder in der Landschaft oder in Dungeons, auf die auch die Chipstapel platziert werden, wobei der obere grüne den Gegnertyp und die roten darunter seine Lebenspunkte darstellen. Je nach Quests werden Feinde & Co anders platziert. Und dann muss man seine Ausdauer sowie Fähigkeiten wie Angriffe und Zauber einsetzen, wobei die farbigen sechsseitigen Würfel auf der Charakterkarte genutzt und gewürfelt werden, um z.B. die Macht eines Zerstörungsstabes einzusetzen. Hinzu kommen Fokus sowie Ermüdung und Ausrüstung über Karten, so dass man einiges beachten muss. Ich hab es selber noch nicht gespielt, aber das sieht mit den Spielmatten sehr interessant aus und ich hoffe, dass die Story bezüglich der Gildenquests an die epische Qualität der Videospiele herankommt. Immerhin soll man auch Städte besuchen und die Regionen erkunden können.
Die deutsche Version von The Elder Scrolls: Betrayal of the Second Era ist bei Frosted Games vorbestellbar und soll im vierten Quartal 2025 für 245 Euro erscheinen. Ich kann aus selbem Hause nur wärmstens Nemo's War, Endeavor: Segelschiffära und Die Tiefsee empfehlen, ihr findet die Rezensionen dazu unter Berichte/Brettspiele. Ach so: Bei Frosted Games erscheint auch die Brettspielversion von Dead Cells. Neugierig geworden? Ich hab den Geschäftsführer Benjamin Schönheiter demnächst im Podcast.
The Witcher: Path of Destiny (kompetitiv, Story & Kartentaktik, 1 - 5 Spieler, 55 Euro)
Beim Hexer wird es auf dem Tisch schnell unübersichtlich, denn es sind seit dem Start des Action-Rollenspiels im Jahr 2007 so einige Brettspiele erschienen. Allerdings waren The Adventure Card Game sowie das Adventure Game von 2014 nicht besonders toll - da hat mir eine frühe Version des Duell-Kartenspiels Gwent gereicht.
Epischer und unterhaltsamer wurde es erst 2023 in The Witcher: Old World vom oben erwähnten Łukasz Woźniak, das Monsterjäger in der Zeit vor Geralt von Rivia auf der bekannten Weltkarte um die besten Trophäen wetteifern ließ. Das war okay, allerdings hat es damals nicht für eine Empfehlung bei mir gereicht. Im Gegensatz dazu klingt dieses ebenfalls von Woźniak designte strategisch-erzählerische Kartenspiel kreativer. Außerdem hat es inhaltlich nichts mit Old World zu tun, denn hier schlüpfen bis zu fünf Spieler direkt in die Rollen der Fantasy-Hochprominenz.
Dazu gehören neben Geralt natürlich Yennefer, Ciri, Vesemir und Dandelion. Im Verlauf von drei Kurzgeschichten von Andrzej Sapkowski (The Striga, The Edge of the World, The Lesser Evil), deren Texte bzw. Auszüge über mehrere Kapitel während des Spiels vorgelesen werden, ist man zwar zusammen unterwegs, aber kann sich an Knotenpunkten für unterschiedliche Aktionen entscheiden: z.B. das Schwert zücken oder doch lieber mit dem Monster zu reden.
Die Frage von Gewalt oder Rhetorik dürfte ganz nebenbei zu lebhafter Kommunikation am Tisch führen. Jeder markiert dann seine Entscheidung, bevor die von der Mehrheit befürwortete Aktion ausgeführt wird und die Beteiligten dafür Siegpunkte erhalten. Im Laufe des Abenteuers managt man seine Karten und Fähigkeiten, denn als Zauberin hat man natürlich andere Optionen als ein Barde, so dass man sich auch in Nebenquests gezielt Vorteile verschaffen kann.
Am Ende der drei nicht linearen Geschichten, die je nach Handlungen auf mehrere Arten ausgehen können, bleibt schließlich nur ein gefeierter Held in Erinnerung. Ich hab es noch nicht gespielt, aber The Witcher: Path of Destiny könnte Freunden von narrativen Brettspielen und Kartentaktik gefallen, die für ein bis zwei Stunden ein offenes Abenteuer in der Welt des Hexers erleben wollen; es gibt auch einen Solomodus. Das Brettspiel wurde ebenso wie Cyberpunk erfolgreich über Gamefound schwarmfinanziert, mit 8,6 Mio. Dollar von über 32.000 Unterstützern. Es erscheint dieses Jahr auch auf Deutsch im Juli über Go On Board und kostet in der Standard-Edition knapp 55 Euro.
PS: Damit die Diskussion an einer Stelle gebündelt wird, kann man nicht hier, sondern nur im Forum unter Kommentare zu Berichten kommentieren.
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