Wenn ich als Spiele-Historiker an Alone in the Dark denke, wenn ich also drei Jahrzehnte zurückreise, denke ich an einen unheimlichen Lost Place in Louisiana. An ein PC-Spiel, in dem man etwas erleben konnte, das es in dieser Art noch nicht gab. An ein Abenteuer von Infogrames, das fast seltsam fehl am Platze wirkte und sich gerade deshalb ins Gedächtnis brennen konnte.
In der Rolle von Edward Carnby oder Emily Hartwood recherchierte man einen Selbstmord. Aber was man damals noch nicht wusste: Man öffnete nicht nur die Tür in ein Herrenhaus voller böser Überraschungen, sondern auch in ein ganz neues Genre.
Anno 1992 kannte man Action in zig Variationen von Flashback bis Apidya, gerätselt wurde klassisch wie in Indiana Jones: Fate of Atlantis und in den Charts der Konsolen dominierten Street Fighter II oder Sonic the Hedgehog 2. Seit zwei Jahren rockten sogar Schildkröten-Ninjas die Bildschirme...
Das waren meist bunte und coole Welten mit starken Helden, ohne Selbstzweifel. Angst am Bildschirm? Nicht im Jahr von Wolfenstein 3D, als man seinen Feinden erstmals mit Wumme im Anschlag direkt in die Augen sah. Aber es gab bis auf wenige Ausnahmen noch keinen digitalen Schrecken - nicht mal in der Arcade mit einer Lightgun. Dann kam dieses eigentümliche Alone in the Dark. Es löste damals unwohlige Schauer und böse Vorahnungen aus, so dass man sich beim Erkunden gruselte. Plötzlich konnte dieses subtile Gefühl in blanke Angst und Anflüge von Wahnsinn übergehen. So etwas kannte man vielleicht aus den Geschichten von H.P. Lovecraft, aber (bis auf Text-Adventures wie The Haut of Shadow) nicht von PC und Konsole.
Der Survival-Horror war als neuer digitaler Nervenkitzel geboren. Was in Frankreich von Bruno Bonnell und seinem Team ersonnen wurde, sollte einige Jahre später vor allem in Japan unheimlich böse Blüten treiben, teils direkt daran angelehnt wie in Resident Evil oder auf meisterhafte Art neu interpretiert wie in Silent Hill. Viele dieser Reihen teilten allerdings auch ein unrühmliches bis tragisches Schicksal.
Gerade wenn ich als Spiele-Kritiker an Alone in the Dark denke, wurden die kreativen Leistungen doch schnell übertüncht. Der Meilenstein verwitterte und man scheiterte drei mal daran, an seine Faszination anzuknüpfen: 2001, 2005, 2008 - ein Copy&Paste-Remake, ein Trash-Film und ein zweites Bug-Remake. Vor allem als Atari den letzten Versuch startete, bestand der Horror eher darin, dass man versuchte, kritische Presse bis hin zur Klage mundtot zu machen - das hat selbst Uwe Boll nicht versucht, als die Leute kreischend aus den Kinos flüchteten.
Aber aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Genau 30 Jahre nach dem Meilenstein verkündet der neue Markenbesitzer Embracer bzw. THQ Nordic also die Arbeit an einem dritten Remake, das für PC, PS5 und XBS entwickelt wird. Tja, was soll ich sagen? Ich bin zurückhaltend optimistisch. Das könnte vielleicht was werden, denn die beiden Detektive Emily und Edward kehren unter neuer Regie in dasselbe Herrenhaus zurück. Und mittlerweile müssten verantwortliche Leute doch wissen, welches Flair sich Horrorfans alter Schule wünschen, oder?
Zumindest traue ich das Mikael Hedberg zu, der im bisher eher wenig berühmten Team von Pieces Interactive (Kill to Collect, Magicka 2) für die Story verantwortlich zeichnet. Er hat mit Amnesia: The Dark Descent zwei Jahre nach der letzten Farce von Alone in the Dark immerhin dafür gesorgt, den Survival-Horror erzählerisch zu restaurieren; bei Frictional Games hat er jedenfalls sehr gute Arbeit geleistet. Und neben ihm wurden auch für Artdesign (Guy Davis) sowie Musik (Jason Köhnen) kompetente Künstler engagiert. Das Abenteuer von Infogrames wird nicht technisch und spielmechanisch im Stil von 1992 restauriert, sondern komplett neu entwickelt. Wo sich das Spieldesign im weiten Feld des Horrors platziert, bleibt daher abzuwarten. Orientiert man sich eher an den tollen Momenten des aktuellen Resident Evil? Scheitert man wie Cyanide an einem Horror-Mix à la Call of Cthulhu? Oder findet man tatsächlich eine eigene DNA? Auf den ersten Blick wirkt Edward als Held jedenfalls recht gewöhnlich.
Was man weiß: Hedberg wird Alone in the Dark zurück in die 20er Jahre führen, zurück an den uralten Lost Place in Louisiana. Und er kann vielleicht mit dazu beitragen, die alten Geister zu wecken. Immerhin spricht die PR von nicht weniger als einem "Liebesbrief" an den Kult-Klassiker der 90er. Die ersten Zeilen sehen so aus:
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Ich bin ja noch sehr skeptisch bei dem Remake hier. Wenn sie sich am RE2 Remake orientieren finde ich das schon einmal sehr gut. Aktuell wirkt das aber eher in den Szenen, wie eine Mischung aus Sherlock Holmes und Sebastian Castellanos. Bin mir nicht sicher ob das was wird...
Ich kann mich noch gut erinnern, als ich als junger Teenie Alone in the Dark spielte. Was war die Begegnung mit dem ersten Zombie, der in das Zimmer torkelte, für ein Schock, ein wahrer Gruselmoment. Mir standen die Haare zu Berge. Bin im Spiel leider nicht sehr weit gekommen und musste bei einem Treppenabgang, der von einem Monster blockiert wurde, aufgeben.
So freue ich mich irgendwie sehr auf diese Nachricht, dass das Original im Remake wieder erscheint, dennoch bleibe ich stark skeptisch, da Alone in the Dark in den letzten 20 Jahren leider nicht glänzen konnte.
Als 91' Jahrgang ist der erste Teil ganz knapp an mir vorbeigegangen. :D Mit den Nachfolgern hatte ich - glücklicherweise? - nie Berührung und kann deswegen nur wenig zu der ganzen Thematik sagen. Generell bin ich guten Horror-Spielen jeder Art aber nie abgeneigt, weswegen ich gespannt beobachte, wie der dritte Versuch der Wiederbelebung verläuft.
Muss ehrlich gestehen, in Alone in Dark sind wir damals nicht weit gekommen. Hab es 3 Jahre nach Release entweder aus der Bestseller Games, oder von einem Freund bekommen? Haben uns aber glaube ich mir der Steuerung schwer getan (PC mit Tastatur, Maus hat’s mMn nicht unterstütz?). Mein erstes durchgespieltes Survival Horror Spiel war RE1 (PS1).
Aber für mich ungeschlagen auf dem Thron: Silent Hill 2! SH1 wischte mMn schon den Boden mit allem was davor kam. Zelebrierte es den Horror doch viel subtiler und schauriger, wahnsinniger. Daneben wirkte RE damals schon ziemlich trashig. Den ersten Teil konnten wir damals nur zu zweit (wir waren Glaube ich 14-15 Jahre alt) spielen, alleine hat sich niemand getraut.
Ein Remake…
Da hab ich zwar mal was läuten hören, habs dann aber nicht weiter beachtet.
Das könnte wirklich was werden. Im Grunde bin ich ja nicht so der Horror-Survival-Typ (vor allem der Survival-Teil ist eher nix für mich), aber überraschenderweise hat mir Resident Evil Village richtig Spaß gemacht-
Mal schauen.