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Als Thor mit Plauze und Pranken für Vorfreude sorgte

Was passt an einem Donnerstag besser als ein wenig über den Gott des Donners zu sprechen? Ich freue mich jedenfalls auf die Begegnung mit Thor in God of War Ragnarök. Er dürfte vielen Spielern des Vorgängers noch in Erinnerung sein, als apokalyptische Vorahnung in verhüllter Gestalt, die Kratos und Atreus in einem Traum besuchte. Eines Nachts entfachte er einen Sturm und lockte die beiden damit aus der Hütte. Anstatt sein Gesicht zu zeigen, ließ er sie wie ein Revolverheld bei High Noon nur stumm auf Mjöllnir blicken, den blitzenden Hammer an seiner Seite...


Es kam nicht zum Duell, aber das war eine klasse Inszenierung. Ich war damals sicher, dass sie auf eine baldige Erweiterung deuten sollte, womit ich falsch lag, aber am 9. November hebt sich ja endlich der Vorhang für das große Finale. Dort wird Thor eine zentrale Rolle spielen, nicht nur als rächender Bruder von Baldur und Sohn Odins, sondern als eine der wichtigsten Figuren der germanischen Mythologie, die in vielen Regionen, vor allem bei Bauern und einfachen Leuten, vermutlich weit populärer war als sein mächtiger Vater - ich bin gespannt, wie Sony Santa Monica ihn und seine Beziehung zu Odin interpretiert.


Einen Vorgeschmack auf Thor gab es, als Art Director Raf Grassetti seine Gestalt letztes Jahr am 10. September in einem Tweet mit "My boy!" selbstbewusst enthüllte. Das war für einige Marvel-Fans schon fast ein stilistisches Ragnarök - der digitalen Entrüstung folgten Erklärungen und zig Artikel über das ideale Aussehen. Aber Sony Santa Monica traf mit seinem rothaarigen Hünen, samt Plauze und Pranken wie ein Bär, erstens auch den Geschmack vieler Spieler wie mich, die sich über das Artdesign freuten, und zweitens bewiesen sie damit erneut ihre gute Recherche, denn die urige Gestalt kommt der mythologischen Figur näher als der blonde He-Man-Hemsworth:



Es gibt zwar kleinere Skulpturen mit Thorshammer, aber keine aussagekräftigen Bilder oder Statuen des Donnergottes wie etwa jene aus der Antike von Zeus & Co. Wenn man jedoch die Lieder der Edda und Snorri Sturlusons (1179 -1241) gesammelte Überlieferungen heranzieht, werden sein Wesen und zumindest die mittelalterliche Vorstellung von ihm greifbar. Er trägt einen roten Bart, hat einen stechenden Blick, verspeist locker einen Ochsen, trinkt dazu fässerweise Met und Bier, angelt mit einem Ochsenkopf und erschlägt turmhohe Riesen. Er ist stark, mutig, zornig, aber im Vergleich zu Loki oder Odin etwas einfacher gestrickt.


Spätestens wenn ich die Erzählung von der Midgardschlange hinzu nehme, die er verzweifelt in die Höhe stemmt (weil er einem Zauber unterliegt und nur eine Katze vor sich sieht), sehe ich einen stämmigen Gewichtheber mit wildem Blick vor mir, der eher kräftig wie ein Bär als muskulös wie ein Bodybuilder gebaut ist. Wie wenig Sixpacks und Bizeps über Kampfkraft verraten, hat ja Tyson Fury im Boxen demonstriert. Die Athleten, die bei Strong Man teilnehmen, kommen dieser Vorstellung ebenfalls näher.


Auch der Thor aus dem Comic Walhalla von Peter Madsen ist zumindest ähnlich gezeichnet und vom Wesen her nah dran an der Überlieferung. Da fällt mir ein: den könnte ich hier mal vorstellen. Nach dem bis heute coolen (!) Zeichentrickfilm von 1986, der ihn populär machte, gab es kürzlich neue Sammelbände. (Bild: God of War Ragnarök, Sony Santa Monica, Tweet)


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