Schöne Aussicht: Escape the Dark Forest (Alex Crispin)
- Jörg Luibl
- vor 2 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Ich habe großen Respekt vor Künstlern, die mit ihren Zeichnungen und Illustrationen die Fantasie anregen. Sie öffnen die Tore, durch die Erzähler, Programmierer und viele andere gehen, um die Abenteuer dahinter zu formen. Manchmal schaut man ein Bild an, wünscht sich fast rein und würde gerne die Welt dahinter gerne erkunden - selbst wenn sie in eine schwarzweiße Dunkelheit getaucht ist, aus der böse Blicke funkeln. Ist das nicht genau der Nervenkitzel, den man als Abenteurer und Schatzjäger sucht?
Diesmal geht es in der Reihe Schöne Aussicht um ein über Gamefound bereits finanziertes und für das vierte Quartal 2026 angekündigtes Brettspiel von Themeborne Games: Escape the Dark Forest, das auch auf Deutsch für knapp 50 Euro erscheinen wird. Und es ist erstaunlich, wie schnell mich der Zeichenstil von Alex Crispin mal wieder einfängt, weil er mich so stark an die Fighting Fantasy der 80er erinnert.

Escape the Dark Forest ist der Nachfolger des stimmungsvollen kooperativen Rollenspiels, das beim Start von Spielvertiefung im November 2021 einen Ehrenplatz auf meinem Regal hatte: Escape the Dark Castle von 2017, das im Rahmen derselben Gamefound-Kampagne in zweiter Edition erscheint. Es bietet eine leicht verständliche Symbiose aus Abenteuer-Spielbuch sowie Dungeon-Crawler samt Würfelproben sowie offenem Storytelling über Kapitelkarten mit Entscheidungen, die natürlich auch diesmal im Zentrum stehen:

Er war nicht nur so erfolgreich, dass 2020 die futuristische Variante namens Escape the Dark Sector folgte, mit einer Crew von bis zu vier Leuten auf einer Raumstation. Der Höhepunkt für die Briten war dann der Auftrag von Naughty Dog. Denn für die Kalifornier haben sie 2024 in diesem schwarzweißen Stil das Brettspiel The Last of Us: Escape the Dark konzipiert, das ich im Januar ausführlich besprochen habe. Das 2016 gegründete Trio aus Norwich, bestehend aus den Spieldesignern Thomas Pike und James Shelton sowie dem Illustrator Alex Crispin, hat sowohl künstlerisch als auch spielmechanisch abgeliefert.
Man erlebt mit Joel und Ellie ein Survival-Abenteuer in monochromer Kulisse mit viel Spannung bis zum finalen Boss. Die gibt es natürlich auch als mythische Kreaturen in Escape the Dark Forest. Nur dass man diesmal in die Rolle tierischer Helden wie Fuchs, Dachs, Rabe, Kater, Hirsch und Eule schlüpft, die jeweils exklusive Fähigkeiten und ein eigenes Set aus sechs Würfeln für List, Stärke und Weisheit einsetzen, in die ihre Namen graviert sind. Laut Story sind sie erfolgreich aus dem Dark Castle geflohen und müssen sich jetzt zusammen durch die umliegenden Wälder kämpfen.

Es bleibt zwar bei dem bekannten kooperativen Prinzip, ein Abenteuer ist also schnell aufgebaut und dauert nicht viel länger als 30 Minuten. Die Spannung entsteht in dem Moment, wenn man die Kapitelkarten aufdeckt, denn sie zeigen auf der Vorderseite vielleicht nur einen Weg oder eine Tür. Doch dahinter könnte man auf ein Monster, Banditen, Fallen oder eine Dialogszene treffen.
Aber ist nicht nur eine thematische Erweiterung, sondern eine spielmechanische Weiterentwicklung der zweiten Edition von Escape the Dark Castle. Neu ist z.B. eine Kerze, die langsam abbrennt und die Dunkelheit des Waldes symbolisiert. Außerdem soll so auch Angst als Faktor in mehreren Stufen mit Konsequenzen hinzu kommen. Wie sich das spielt, werde ich Ende des nächsten Jahres in einer Rezension erzählen. Was man übrigens schon gut erkennt, sind die stabilen Tableaus mit den Vertiefungen für Würfel, Marker und Gegenstände:

Ich mag jedenfalls dieses urige Kreaturendesign, dieses grotesk Unheimliche und das Fehlen der Farben unterstreicht dieses ästhetische Déjà -vu für mich, denn kaum eine Fighting Fantasy oder Pen&Paper-Rollenspiele wurden damals koloriert. Außerdem passt es rein symbolisch: Schwarz steht bekanntlich für Gefahr, Tod und Trauer, aber auch für Eleganz, Stärke sowie das Unbekannte.
Ach so, falls ihr es nicht wusstet: Alex Crispin ist auch Musiker und hat tolle Soundtracks für Escape the Dark Castle und Sector komponiert - die gibt es digital und gab es eine Zeit lang auf Kassette, jetzt sind sie leider ausverkauft.
Hat euch das Format neugierig gemacht? Ich habe schon einige Künstler und empfehlenswerte Bücher in "Schöne Aussicht" vorgestellt, darunter Die Labyrinthe von Mari Zand, das Abyssal Archive: The Mythology of Dark Souls , Grace Given: The Mythology of Elden Ring, Blood Echoes: A Bloodborne Anthology oder The Art of Paradox in Bloodborne.
Ich heiße Jörg Luibl, bin freier Journalist und biete mit Spielvertiefung seit November 2021 ein unabhängiges Magazin an, in dem die Kultur und nicht der Klick relevant ist. Ich arbeite alleine und verzichte komplett auf Werbung, Kooperationen sowie über KI erstellte Inhalte. Diese Alternative zum Reichweiten-Journalismus ist nur dank der Unterstützer über Steady möglich.








