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Angekündigt: Nintendo Switch 2 am 5. Juni 2025 für 470 Euro

Aktualisiert: 17. Apr.

Spätestens als jemand einen Basketball in einem unansehnlichen Sportspiel mit einer Handbewegung in den Korb beförderte, erinnerte das an die Wii im Jahr 2006 - nur zwanzig Jahre später ohne Wow-Effekt. Zwar funktionieren die neuen Joy-Cons auch wie eine PC-Maus, die man für präzises Navigieren nutzen kann, etwa im kommenden Civilizatzion VII für die Switch 2. Aber sie können, wie anno dazumal die Remote, zusätzlich Bewegung im Raum simulieren, so dass man nicht nur den Golfschläger drehen, sondern auch winken oder eben werfen kann. Tja, das wirkte wie ein Gruß aus der Vergangenheit.


Wenn man bei der Präsentation einer neuen Konsole an eine alte erinnert wird, und sich nahezu alles an Gerüchten bewahrheitet, hält sich die Überraschung natürlich in Grenzen. Es wurde auf dieser Nintendo Direct vieles bestätigt oder ergänzt: dass z.B. die Joy-Con-2-Controller magnetisch an der Konsole haften, dass der 7,9-Zoll-LCD-Bildschirm eine HD-Auflösung in 1080p darstellt, dass man am Fernseher 4K in 2160p mit bis zu 120 fps erlebt, dass es zwei USB-C-Anschlüsse, mit 256 GB viel mehr internen Speicher und einen frei verstellbaren Aufsteller geben wird. Sogar der Preis von 470 Euro wurde fast genauso geschätzt. Ach so: Auch Rumble und 3D-Sound sind dabei, was ja heutzutage niemanden mehr so richtig erstaunen dürfte. Erstaunlich war eher, dass Nintendo die Preise nicht innerhalb der Show nannte, sondern nachlieferte.



Man kann die Leaks im Vorfeld natürlich nicht Nintendo ankreiden - das ist eine Unsitte, die leider viele Entwickler ereilt. Nintendo war mit seinem charmanten Hardware-Trio jedenfalls sichtlich bemüht, nicht den Eindruck einer technisch erweiterten Switch mit Déjà-vus, sondern den einer komplett neuen Konsole mit frischer Spielerfahrung zu vermitteln. Immerhin konnte gerade Nintendo meist überraschen, war Pionier und Impulsgeber. Aber wie oben angedeutet, gelang das diesmal nicht. Zumindest nicht bei einem Offline-Spieler wie mir, der schon mit dem Share-Button auf der PS4 rein gar nichts anfangen konnte.


Auch der neue C-Button der Joy-Cons führt quasi in die jüngere Vergangenheit des Social Gamings, ist eher ein multimediales Gleichziehen. Für Familien und Freunde, die sich gerne beim Zocken unterhalten oder aus einem Spiel eine kleine Party machen wollen, dürfte das überaus interessant sein: Er öffnet den neuen Game Chat und dank des integrierten Mikros, das Stimmen selbst bei lauten Umgebungsgeräuschen filtern soll, kann man z.B. beim zum Start erhältlichen Mario Kart World quatschen sowie die Bildschirme teilen. Wer on top die neue Kamera anschließt, kann sich und die anderen mit Gesichtern einblenden. Was mir ein Graus ist, ist für andere einfach nur cool.



Apropos Mario Kart World, das als exklusives Startspiel der Aufmacher war: Es durchbricht mit seinen 90 Euro mal einfach so, noch vor GTA VI, bei dem einige sogar 100 Euro vermuten, die oberste Preisgrenze der Konsolenspiele, die bei 70 Euro lag. Und man möge mich mit einer Piranha-Pflanze fressen, aber auch das wirkt mit seiner offenen Welt, die man mit 24 Fahrern zum ersten Mal abseits der Pisten samt Wettersystem, Fotomodus & Co erkunden kann, fast wie ein Arcade-Variante von Forza Horizon, also wie ein Gleichziehen und nicht wie ein Vorausfahren. Aber erstens freuen sich meine Töchter darauf, und zweitens bin ich der schlechteste Fahrer der Welt - wie soll da Vorfreude entstehen? Etwas neugieriger war ich als großer Freund von Jump'n Runs auf Donkey Kong Bananza, das am 17. Juli erscheint.


Allerdings konnte mich dieser Hüpf-Brawler mit dem ständigen Gekloppe, in ebenfalls offener Welt, ebenfalls nicht überzeugen. Und sowohl beim Kult-Affen als auch bei dieser Reise in die Hardware, der Nintendo Switch Welcome Tour, die Funktionen und Features der Konsole erklärt (und wirklich etwas kosten soll?), musste ich die ganze Zeit über an Astro Bot denken: Wie viel cooler und moderner da alles wirkt! Sony ist da in der spielinternen Präsentation seiner Hardware als auch dieser Paradedisziplin einfach deutlich in Führung - wobei man natürlich Super Mario abwarten muss.


Nintendo war fast immer ein Pionier des Experimentellen, aber mit dieser Switch 2 wirken sie eher wie ein überaus solider Nachahmer, der auf Nummer sicher geht. Andererseits verstehe ich das und nach dem Scheitern der Wii U hat sicher niemand eine Switch U erwartet.  Außerdem wünsche ich mir aus spielkultureller Sicht ein starkes Nintendo, weil sie auch abseits von Hardware und Software ein wichtiges Gegengewicht in dieser teils asozial agierenden Branche darstellen, eine sympathische Alternative aus guten alten Pionierzeiten - auch wenn meine Brille da nostalgisch gefärbt ist, zumal die Preispolitik der Japaner knallhart bis unverschämt ist.


Aber dieser Wettbewerb belohnt in der Regel keine Wagnisse, sondern verlangt Anpassungen an die Bedürfnisse der Spieler. Und denen wird Nintendo durchaus gerecht. Nicht nur was das gemeinsame und mobile Spielen angeht, sondern auch die Breite des Angebots, die so groß ist wie nie - von Split Fiction bis Hades 2, von NBA 2K bis Madden, von Hogwart's Legacy und Yakuza bis Elden Ring. Das sind zwar fast alles alte bzw. aktuelle Spiele, aber das verdeutlicht die starke Unterstützung der Publisher. Und das Signal ist: Ihr könnt alles Vorhandene auf der Switch 2 spielen. Wobei zur Wahrheit auch gehört, dass das trotz technischer Aufholjagd en detail nicht mithalten kann. Doch nicht allen Spielern ist die in der hintersten Ecke hochskalierte Schublade oder eine superschnelle Bildratenrutsche so wichtig wie einem Hardcore-Gamer.


Und die Publisher wissen natürlich, dass sich die Switch nicht nur weltweit 150 Mio. mal verkaufen konnte, sondern dass die aktiven Spielerzahlen permanent von weltweit 31 Mio. im Jahr 2019 auf 129 Mio. im Jahr 2024 gestiegen sind. Bedenkt man, dass die Verkaufszahlen im Februar 2025 bei über 150 Mio. lagen, dann wird diese neun Jahre alte Konsole immer noch von über zwei Dritteln der Besitzer überaus aktiv genutzt - diese Langlebigkeit ist für ein System außergewöhnlich und verwandelt Nintendo in eine attraktive Aktie für Dritthersteller.


Das war nicht immer so. Und nach der Zeit des GameCubes sowie der neuen Strategie Nintendos, die sich an dem Grafikwettbewerb von Sony und Micrsoft eigentlich nicht mehr beteiligen wollten, lag das auch an der schwachen Technik. Allerdings rüstet Nintendo jetzt doch wieder nach und dank des neuen Nvidia-T239-Prozessors und 3,1 TeraFLOPS im angedockten Zustand kann man auch die Cyberpunk 2077: Ultimate Edition, Star Wars Outlaws oder kommende Spiele wie Borderlands 4 auf der Switch 2 anbieten. Trotzdem sind das für mich als Besitzer von PC, Switch und PlayStation 5 alles keine Kaufgründe.


Selbst Hollow Knight Silksong nicht, das immerhin mit "2025" in der Liste kommender Spiele genannt wurde, aber für alle Systeme erscheinen dürfte. Was mich mehr interessierte war das exklusive Neue, allerdings weder das putzige Kirby Air Riders noch das Zelda-Gemetzel von Koei Tecmo namens Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung, das in die Zeit vor Tears of the Kingdom führen soll. Apropos: Letzteres und Breath of the Wild sollen zum Start in einer Switch-2-Edition technisch besser laufen und um so genannte Zelda Notes ergänzt werden - quasi Guides samt der Stimme von Prinzessin Zelda, die man als App auf sein Smartphone laden kann. Wer's braucht...


Mir ging es vor allem um Metroid Prime 4: Beyond. Denn ich bin diesem Action-Adventure seit 1986 verfallen. Es ist fast so ein Stück Videospiel-Heimat für mich wie Hyrule und ihr findet im Archiv von Spielvertiefung ausführliche Besprechungen von Metroid Dread und Metroid Prime Remastered. Da gehe ich zudem auf die Entwicklungsgeschichte der Retro Studios ein, die ja in Beyond ein überraschendes Comeback feiern. Ich hatte nach dem letzten Trailer darauf gehofft, dass es als exklusives Startspiel im Vordergrund steht und man vielleicht den Game Director dazu hört.


Allerdings hatte sich schon angedeutet, dass dieses neue Metroid für beide Konsolen und leider nicht zum Start erscheinen wird. Immerhin wurde ergänzt, dass man auf der Switch 2 zwischen 4K in 60fps oder 1080p in 120fps wählen und dass man den Waffenarm von Samus Aran im so genannten Maus-Modus dank der Joy-Cons präziser einsetzen kann, aber es gab bis auf "2025" noch keinen Termin. Ob mir das alleine zusammen mit der hübscheren Kulisse reichen würde, um die 470 Euro für eine Switch 2 zu investieren? Ich war während der Präsentation jedenfalls deutlich skeptischer als im Vorfeld.


Aber dann wurde es gegen Ende fast ein wenig surreal, als man das exklusive The Duskbloods von FromSoftware für 2026 ankündigte, das wie ein Nachfolger von Bloodborne anmutet. Das ist es nicht, aber an diesem Freitag wird Hidetaka Miyazaki mehr dazu verraten - mehr dazu hier. Und falls es tatsächlich sein großes Projekt ist, seine von der Soulsreihe abweichende "abstract fantasy", werde ich die Switch 2 ohnehin kaufen müssen. Falls nicht, werde ich warten.


Hinzu kommt, dass eine Konsole heutzutage immer wie ein Prototyp verkauft wird, auf den in einem Rhythmus weitere Hardware-Varianten folgen. Auf die Switch folgte 2019 die Switch Lite und 2021 die Switch OLED, die übrigens beide mit guten Verkaufszahlen dazu beitrugen, dass die Hardware-Basis verbreitert wurde. Auch beim LCD-Bildschirm der Switch 2 winkt eher "vergangene" Technik und Nintendo dürfte spätestens 2027 mit OLED nachziehen.


Und da ich den Würfel oben erwähnte, meine alte Lieblingskonsole von Nintendo: Die Online-Bibliothek der Switch 2 wird um GameCube-Klassiker wie Chibi-Robo, Soul Calibur II und The Legend of Zelda: Wind Waker in höherer Auflösung ergänzt. Allerdings braucht man für den Zugriff auf die GameCube-, N64-, GBA- und MegaDrive-Bibliothek sowie für Game Chat & Co nicht nur das einfache Nintendo-Switch-Online-Abo für 19,90 Euro pro Jahr, sondern das Online-Abo plus Erweiterungspaket für 39,99 Euro pro Jahr. In diesem teureren Abo sind dann auch DLC für The Legend of Zelda & Co enthalten. Auch diese digitalen Plus-Services sind natürlich längst überall etabliert.


Das vielleicht als letztes Symbol dafür, dass diese Nintendo Switch 2 für mich eher ein Gruß aus der Vergangenheit und ein spielhistorisches sowie finanzpolitisches Gleichziehen als ein kreativer Impuls in die Zukunft ist. Etwas anderes konnte sich Nintendo in diesem Wettbewerb vermutlich nicht leisten. (Bilder: Nintendo Switch 2, offizielles Pressematerial)


Ich heiße Jörg Luibl, bin freier Journalist und biete mit Spielvertiefung seit November 2021 ein unabhängiges Magazin an, in dem die Kultur und nicht der Klick relevant ist. Ich arbeite alleine und verzichte komplett auf Werbung, Kooperationen sowie über KI erstellte Inhalte. Diese Alternative zum Reichweiten-Journalismus ist nur dank der Unterstützer über Steady möglich. Vielen Dank an alle Abonnenten!

31 comentarios


Ondi
Ondi
08 abr

Freue mich auf die Switch 2 und habe als Mario Kart Fan der ersten Stunde mit dem neuen Mario Kart World natürlich einen guten Kaufgrund :)


Ich bin ein wenig überrascht vom leicht negativen Klang, sowohl im Artikel als auch in den Kommentaren. Ich finde in diesem Fall den Aufbau auf Bewährtem super. Die Switch ist eine tolle Konsole und die konsequente Weiterentwicklung sehe ich positiv. Außerdem freue ich mich auf die neuen Teile der bewährten Nintendo-Marken wie Metroid und Co. Zwar ist noch nicht alles offiziell angekündigt, aber ich verwette mein Super Aleste Modul, dass es neue (3D-)Marios, Zeldas usw. für die Switch 2 geben wird :)

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Contestando a

Sobald die großen Abenteuer folgen, wechseln sicher einige Perspektiven - zumindest bei mir.;)

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Olaf
Olaf
06 abr

Naja, mir fehlen die Exklusivtitel... wo sind die Marios, Metroids und Zeldas

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Die Konsole lässt mich kalt. Nintendo konnte mich mit ihren eigenen Spielen nie begeistern. Die Switch 1 benutze ich als Handheld quasi nur auf der Couch und spiele Titel wie Into the Breach oder Dredge. Die Switch ist immer das zweite Gerät im Haus. Dafür hätte ich die Switch 2 vielleicht als Nachfolger gekauft. Beim nun veröffentlichten Preis für Hardware und Spiele, drängt mich Nintendo eher in die Richtung von einem Steam-Deck. Mal abwarten. Die Switch 1 funktioniert ja noch gut. Warum also wechseln?

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Qugart
Qugart
03 abr

Insgesmat hat mich die Direct doch etwas enttäuscht zurückgelassen. Aber wirklich nur ein kleines Bisschen.

Das liegt daran, dass Nintendo tatsächlich ein wenig in der Bredouille sitzt. Sie mussten was neues machen, die Hardware dafür ist aber teuer. Das heißt, sie sind ein gutes Stück raus aus der Nische und haben sich den bereits seit 3 Jahren existierenden Handhelds angepasst. (3 Jahre sind in der IT-Welt fast eine Ewigkeit, zumindest aber eine komplette Generation)

Nintendo hat damit seine Rolle als Hardware-Vorreiter komplett aufgeben müssen. Der einzige Ausweg für Nintendo ist dann die Erhaltung dieser Nische, indem sie wie Apple (auch wieder etwas "Nachgemachtes") ihr System weiter abschotten. Dabei drehen sie (Nintendo) die Preisschraube bei den Spielen an, um die Exklusivität…


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Schöne Einordnung aus systemisch-strategischer Perspektive.

Editado
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Obwohl es bei näherer Betrachtung anfang des Jahres noch nicht so aussah, war ich doch extremst gehyped vor der Direct. Dieses "Neue Konsole" Gefühl ist einfach etwas unnachahmliches. Bei Big N nochmal mehr. Ich bin an Tag 1 danach wieder auf dem Boden der Tatsachen, aber weit weg von enttäuscht. Mir war klar, dass wir hier eine Art Spagat von Nintendo sehen werden. Seit der Wii steht dieser Konzern für das "Gaming für alle" und auf diesem Gebiet wollten sie weitermachen. Die WiiU wurde zum Flopp, der DS und all seine Nachfolger retteten die Firma und hielten sie auf Schlagdistanz, die Switch ließ Nintendo zum Phönix aus der Asche werden. Sie waren dabei allerdings auch vom Glück des "Right Moments"…


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Contestando a

Ja, Spagat trifft es auch gut.

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