Demo: The Secret of Weepstone (PC)
- Jörg Luibl

- vor 4 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen
Dungeon-Crawler ziehen mich seit jeher magisch an. Zwar versandeten sie schon während ihrer goldenen Ära von The Bard's Tale über Dungeon Master bis Ultima Underworld manchmal in drögen Wiederholungen, aber Spiele wie Etrian Odyssey (2007) und vor allem Legend of Grimrock (2012) konnten die Anziehungskraft in moderne Gemäuer retten und die Lust auf Fallen und Labyrinthe entfachen. So mancher betagte Abenteurer fühlte sich darin genauso an seine kartografierte Kindheit mitsamt der Schrecken erinnert, wie er beim Anblick dieser Szene vielleicht an Eye of the Beholder denkt:

Nein, das D&D-Abenteuer von Westwood Associates und SSI lief Anfang der 90er natürlich in Farbe auf Amiga, DOS, SNES & Co. Doch das berühmte Boxcover mit dem durch Holz brechenden Skelett-Krieger in den Katakomben der berühmten Stadt Tiefwasser hat sich bis heute eingebrannt. Und selbst wenn die Dungeon-Crawler darin nicht ihren qualitativen Höhepunkt erreichten, waren sie in der Zeit besonders populär.
Auch Sean Gailey von Talesworth geht es um ein spezielles Spielgefühl aus alten Tagen, das sogar noch weiter zurückreicht, als die ersten Würfel über Tische fielen und Bleistifte über Blöcke kratzten. Er simuliert in The Secret of Weepstone , das als kleine Demo spielbar und 2026 erscheinen soll, auf kreative Art die frühen Pen&Paper-Abenteuer. Und zwar bis hin zur Darstellung der aufgeschlagenen Module und fallender Würfel.
Dazu gehört auch, dass ein englischer Sprecher einige Situationen wie ein Dungeon Master einleitet sowie Entdeckungen beschreibt. Das läuft nicht so dynamisch, sarkastisch oder gar diabolisch wie im wunderbaren Cryptmaster von Lee Williams und Paul Hart - die ausführliche Rezension dazu findet ihr unter Berichte. Aber ich würde sagen, dass diese beiden Abenteuer nicht nur aufgrund ihrer schwarzweißen Kulissen Verwandte im Geiste sind.
Dabei wechselt die Perspektive zwischen dem schrittweise erkundeten 3D-Gemäuer und der Papieransicht mit aufgeschlagenen Seiten, in der das Labyrinth sogar in feinen blauen Linien weiter gezeichnet wird. Das erinnert im Layout so stark an die ersten Ausgaben von Dungeons & Dragons, dass ich zunächst an ein offizielles Modul dachte. Aber Gailey entführt trotz der Ähnlichkeiten in seine eigene düstere Fantasywelt, in der alles sehr klassisch beginnt.
In der Taverne des Dorfes sucht man sechs Abenteurer für eine Expedition in eine verlassene Burg, denn dort vermutet man den Ursprung für das Unheil der letzten Zeit in ihrer Umgebung. Die Gruppe wird nicht frei erstellt, sondern man wählt sie nach kurzem Blick auf Aussehen, Biographie und Klasse wie Kämpfer, Schmiede, Kleriker, Magier, Sänger, Diebe oder Elfen.

Alle beginnen bei Level null, verfügen nur über wenig Ausrüstung und können aus drei Reihen angreifen: Vorne mit Schwert & Co, dahinter z.B. mit einem weit reichenden Speer und schließlich per Schleuder oder Magie. Gewürfelt wird erst die Initiative, dann gegen die Rüstungsklasse des anvisierten Feindes und schließlich der Schaden, falls man getroffen hat. Alles sehr simpel, klar und natürlich altmodisch.

Doch das ist kein taktisches Hack'n Slay, denn die Erkundung ist relevanter als der Bodycount, zumal es böse Überraschungen bis hin zum permanenten Tod gibt. Man kann sich jeden Raum genauer mit der Maus ansehen, Hebel einsetzen und Schalter bedienen, hinzu kommen Hinweise in der Umgebung. Und wer einen Stein in eine Latrine wirft, Wasser plätschern hört und den Dieb hinterher plumpsen lässt...

The Secret of Weepstone ist kein Dungeon-Crawler, der mit seiner Axt das Holz splittern lässt. Aber mir hat dieser schattige Ausflug in der Demo gefallen, zumal auch der britische Humor aufblitzt. Ach so, für alle Rollenspielhistoriker: Die so genannte "Old School Renaissance", die Gailey inspiriert hat, entstand Anfang der 2000er, als sich immer mehr Pen&Paper-Freunde für die Wurzeln des Hobbys interessierten, dabei einfache und konsequente Regeln bevorzugten, die selten Rücksicht auf lange Heldenkarrieren und Rucksäcke voll Beute nahmen. Wie gesagt: Selbst wenn da Gold im Klo funkelt...
Ich heiße Jörg Luibl, bin freier Journalist und biete mit Spielvertiefung seit November 2021 ein unabhängiges Magazin an, in dem die Kultur und nicht der Klick relevant ist. Ich arbeite alleine und verzichte komplett auf Werbung, Kooperationen sowie über KI erstellte Inhalte. Diese Alternative zum Reichweiten-Journalismus ist nur dank der Unterstützer über Steady möglich.









Falls es eine deutsche Lokalisation geben wird, interessiert es mich auf jeden Fall.
Genau, ein toller Tipp. Bin gespannt wie das fertige Spiel dann endgültig aussieht. Die Idee mit den Würfel und der Papieransicht finde ich spannend. Wirkt auf mich direkt sympathisch.
Danke für den Tipp. Das Demo macht schon Lust auf mehr. Der Retro-Charme hat hier Gänsehautcharakter, so sehr fühlt man sich an einem der alten D&D Rollenspielabende versetzt (ohne fies würfelnden DM). Erinnert mich auch ein wenig an die (großartige) Sorcery! Serie; nur in Ego-Perspektive. Ich freue mich auf das fertige Spiel ;-)