Die ganze Welt spielt Elden Ring - zumindest fühlt sich das so an, wenn man Twitter, Instagram oder die Verkaufscharts betrachtet. In den letzten Wochen gab es kein anderes Thema, jetzt wandern Hunderttausende durch die Tore ins Zwischenland. Ich bin immer noch tief versunken, arbeite gerade an einer Rezension in vier Teilen. Nach einem Wochenende mit Metacritic-Begeisterung auf höchstem statistischen Niveau gibt es allerdings auch erste (erwartbare) Verwerfungen.
Denn so einige haben vielleicht gedacht, dass From Software nach all den Erfolgen von Demon's Souls bis Dark Souls 3 diesmal ein wesentlich "einfacheres" Abenteuer anbieten würde. Auch wenn das nicht die Mehrheit ist: Es gibt Forderungen nach einzelnen Schwierigkeitsgraden, selbst erste kleine Bosse in Dungeons werden als zu frustrierend empfunden und der erste richtige Boss "Godrick" führt bei einigen zum Spielabbruch - sowie schlechten User-Wertungen.
Oder anders: Mit Elden Ring ist die Soulsreihe endgültig im Mainstream neben Assassin's Creed angekommen. Mit dem Unterschied, dass sich From Software nicht ganz der Masse - oder besser: den Bedürfnissen möglichst vieler Spieler - angepasst hat. Das Spieldesign zeigt trotz vieler Gemeinsamkeiten mit anderen offenen Welten deutliche Unterschiede. Hidetaka Miyazaki hat in einem Artikel gegenüber The New Yorker betont:
“We are always looking to improve, but, in our games specifically, hardship is what gives meaning to the experience. So it’s not something we’re willing to abandon at the moment. It’s our identity.”
Und das ist gut so, denn so bleibt sich From Software treu. Unabhängig vom Spieler ist das wichtig für die eigene Identität - und natürlich auch für die Marke der Soulsspiele, die sich damit von vielen aktuellen Reihen abgrenzt, die einen Storymodus ohne Kämpfe anbieten, in dem man quasi ohne Wellengang ins Finale surft. Zudem bleibt diese spezielle Anziehungskraft der Herausforderung für all jene erhalten, die im spielerischen Anspruch ihre Erfüllung suchen. Das heißt, dass Elden Ring so tragisch (aber auch witzig) sein kann wie in dieser Szene...
Als Veteran erkennt man im aktuellen Abenteuer schon genug an Komfort oder Hilfen, die es so in einem Sekiro oder Bloodborne nicht gegeben hat. Trotzdem kann es immer noch verdammt böse und gnadenlos zubeißen - nicht nur in einer Arena, sondern mitten in der Landschaft, in der man zum Gejagten wird:
Dieser potenzielle Terror zwischen all dem Komfort ist wichtig, denn man kann irgendwann ohne einen Treffer zu kassieren selbst die Riesen fällen - wenn man sie richtig angreift. Um zu verdeutlichen, wie breit das Spektrum zwischen Tragik und Ruhm ist, wie relevant das Glück, aber auf längere Strecke eben auch die Taktik in diesem Spiel ist, die eine Beschäftigung mit dem Kampfsystem sowie Timing und den Mut (!) zum aktiven Kontern verlangen, sei dieser Bosskampf gezeigt - was für eine grandiose Darbietung:
Ganz wichtig: Man muss so nicht kämpfen können, um zu gewinnen! Elden Ring ist unterm Strich deutlich zugänglicher als ein Sekiro - manchmal ähnlich hart, aber meist noch viel fairer. From Software findet in diesem Abenteuer eine goldene Mitte: Auch ohne "Leicht", "Mittel" oder "Schwer" kann man den Schwierigkeitsgrad über seinen Spielstil (nicht nur Magie aus der Distanz ist wie immer eine große Erleichterung, es gibt ja sogar Offline-Beschwörungen von Kampfpartnern, selbst wenn man nicht (!) Weisheit oder Glaube stärkt) sowie den Online-Modus (mit bis zu vier Leuten jederzeit im Koop) viel eher nach unten anpassen als bisher. Aber man kann auf all das auch verzichten, um dieses Spiel auf andere Art zu genießen. Warum die Japaner das bisher flexibelste Kampfsystem der Reihe anbieten, das sowohl Einsteiger als auch Veteranen abholt, erläutere ich bald im dritten Teil der Rezension - denn es gibt noch einiges zu besprechen. Neben dem Kampf in all seiner Komplexität wäre da die Frage der Motivation nach über fünfzig Stunden: Welche Stärken und Schwächen zeigen sich nach so langer Zeit? Wie ordnet sich dieses Elden Ring im Kontext der Soulsreihe ein?
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Da ich aus Zeitgründen in den letzten Jahren solche Games oft nur anspielte und die ersten Bosse in Dark Souls schon für Frustration sorgten, bin ich überrascht, wie viel Komfort Elden Ring bietet. Nie zu viel, aber dennoch: Hier kann man seinen eigenen Rhythmus bestimmen, vieles nur antesten und vorerst weiterziehen. Das gibt dieser Reihe eine elegante Note für Spieler, die sich nicht sofort an gewissen Stellen festbeißen möchten. Es gibt sehr viele Möglichkeiten sich erst mal zu verbessern und taktische Mittel hin zu zu gewinnen. Und ist man dann einige Stunden später beim ersten Erdenbaum oder beim Ritter in Heigh, bewegt man sich viel freier und kann besser mithalten. Elden Ring entfacht eine gigantisch-wundervolle Sogwirkung und ist stets fair.…
Ich wollte mich bedanken, für die vielen wertvollen Ratschläge und die Motivation. Ich bin endlich im Spiel angekommen, und verstehe endlich warum man sich das alles antut. Die Gefühle, die man bei diesem Game empfindet, sind intensiver als bei jedem anderen Spiel, das ich jemals gespielt habe.
Als ich meinen zweiten Boss, die Katze in der Höhle, besiegt habe wollte ich aufhören. Ja ich hab sie zwar besiegt, aber nicht mit Können, sondern weil mir die Wölfe das meiste abgenommen haben. Ich will mich nicht durchwurschteln, sondern das Spiel beherrschen. Jetzt hab ich es raus. Danke an alle und viel Spaß!
ICh bin eigentlich der typische Breath of the Wild & Fenyx Rising Spieler und habe noch nie ein Dark Souls gespielt. Könnt ihr mir Elden Ring ans Herz legen oder ist der Schwierigkeit soviel höher als wie bei den anderen beiden Spielen?
Woher kommt eigentlich der Anspruch, dass jedes Spiel immer für jeden zugänglich sein muss? FS hat sich seit über einer Dekade ein Spielprinzip herangezüchtet, das die Spieler fordern soll. Eines das zum Verzweifeln und als Belohnung zum Jubeln bringen soll. Das ist der Kern der Souls-Reihe. Dieser schmale Grat zwischen Frustration und Euphorie. Es ist lobenswert, dass sich FS sich jetzt nicht dem Mainstream beugt und den Schwierigskeitsgrad herunterschraubt und sich dieses Spielprinzip kaputt machen lässt. Es ist schwer. Keine Frage. Aber: Es ist nie unfair. Ja, manchmal gibts vielleicht Bugs und Glitches und manchmal ist auch die Steuerung nicht immer einwandsfrei und man fällt von 'ner Klippe, aber ich beziehe mich hier eher auf die Gegner und Bosse und…
Elden Ring empfinde ich als viel Komfortabler als ein Sekiro oder Bloodborne. Kann diese Diskussion nicht verstehen. Wenn’s zu schwierig ist, Geister nutzen, grinden und leveln oder sich online Hilfe holen oder einen anderen Pfad gehen oder oder oder. Der Mehrspielermodus ist auch sehr gelungen!
Nicht vergessen die Waffen zu verbessern!!!