Japanische Rollenspiele: Von Wo Long bis Underground Exploration
- Jörg Luibl
- 27. Feb. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. März 2023
Manchmal schließen sich Kreise ganz unerwartet. Als ich gerade eine Pause vom Action-Rollenspiel Wo Long: Dynasty von Team Ninja und Koei Tecmo auf der PS5 einlegte, mir einen Kaffee kochte und mich an den Rechner setzte, um weiter über die Geschichte der Rollenspiele zu recherchieren, wollte ich mich eigentlich auf Wizardry konzentrieren. Doch als ich in der Zeitachse bis 1981 zurückblätterte, als übrigens mit Midgard das erste deutsche Pen&Paper-Rollenspiel erschien, stieß ich auf meine Notiz:
Ultima/Wizardry --> Wirkung/Japan
Die von Richard Garriott und Sir-Tech entwickelten Serien hatten bekanntlich großen Einfluss auf japanische Rollenspiele, bis hin zu DragonQuest (1986) und Phantasy Star (1987), um nur zwei populäre Spiele zu nennen. Ihre Erscheinungsdaten zeigen jedoch, dass es einige Jahre dauerte, bis sie ihre Wirkung entfalten konnten. Dies lag auch daran, dass der PC-Markt in Japan sehr unübersichtlich war und Konsolen mit einheitlicher Massenwirkung erst mit dem NES (1983) populär wurden.
Während in den USA zu dieser Zeit der Apple II, gefolgt vom IBM-PC dominierte, liefen in Japan heute kaum noch bekannte 8-Bit-Maschinen wie PC-88, Sharp X1 oder FM-7. Ach so, Sie sorgten zwar für einen unübersichtlichen Hardware-Dschungel - falls ihr euch dafür interessiert, empfehle ich übrigens "Spielkonsolen und Heimcomputer" von Winnie Forster. Aber der Software-Markt war erstaunlich lebendig und experimentell - man schätzt Tausende (!) PC-Spiele seit Ende der 70er Jahre, von denen leider viele nicht archiviert wurden. Zwar wusste man 1981 noch nicht genau, was ein "Rollenspiel" ist, wie Tokihiro Naito (Hydlide, Legend of Mana) in The Untold History of Japanese Game Developers Volume 2 erläutert:
"Back then, Japanese people didn't have a well-defined sense of the RPG as a game genre. I suspect that because of this, the creators took the appearance and atmosphere of the RPG as a basic reference, and constructed new types of games according to their own individual sensibilities. In my case, I never had the opportunity to use an Apple II, so I was completely unaware of Wizardry and Ultima."
Aber schon vor Wizardry (1985, FM-7) und Ultima (1988, PC-88; Sharp X1) gab es die ersten Prototypen jener Rollenspiele, die später neben den CRPG als JRPG klassifiziert wurden. Sie alle zu nennen, würde den Rahmen dieser Erkundung sprengen (mehr dazu hier oder hier), aber dort stieß ich wieder auf den japanischen Publisher Koei - damals noch ohne Tecmo. Er veröffentlichte nämlich im März 1982 mit Underground Exploration den ersten bekannten Vertreter dieses Genres: Man führt eine Gruppe von vier bis fünf Helden durch einen Dungeon, bekämpft Monster und sammelt Schätze:

Dennoch ist der Begriff Prototyp treffend, denn die nahezu grafikfreie Darstellung sowie das Fehlen einiger Features lassen in dieser frühen Form eher an ein abstraktes Text-Adventure denken, zumal Koei die Serie auch als "Simulation Game Series" bezeichnete - was wiederum der Definition klassischer Computer-Rollenspiele recht nahe kommt. Aber bevor ich hier zu sehr ins Detail gehe: Es ist schon erstaunlich, aus welchen Wurzeln sich das Genre und auch diese japanische Spieleschmiede entwickelt haben.
Weniger erstaunlich ist derzeit Wo Long: Dynasty, das zwar kämpferisch à la Nioh kompetent abliefert (es fühlt sich nach Elden Ring an wie ein Konter-Build auf Speed), mich aber in Sachen Story und Welt noch nicht überzeugen konnte. Mal sehen, ob ich dazu eine Rezension oder eher eine Breitseite anbiete. Was auf jeden Fall sicher ist: Mehr Erkundungen zu Rollenspielen hier auf Spielvertiefung.
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Moin,
Wizardry habe ich geliebt. Habe noch diese beiden Schätzchen in meiner Sammlung.
Von der PS1 und PS2 Ära ausgehend wo die Spiele optisch anfingen mehr zu bieten, war aus meiner Sicht auch zunehmend eine unterschiedliche Entwicklung des RPG Genre zwischen West und Ost zu sehen.
Im Westen war der Charakter, dessen spielerische Entwicklung und offene Welten stark im Fokus, dafür haben diese kaum Story und Emotionen enthalten.
Währenddessen ist in Japan das RPG immer storylastiger geworden mit Cutszenes, Emotionen, fesselnde Soundtracks. Dafür hat man weniger Wert gelegt auf die o.g. Werte eines westlichen RPG.
Also ich habe am Wochenende die Demo von Wo Long angespielt und muss sagen, dass diese mich überhaupt nicht abholt.
Nioh fand ich super. Nioh 2 eigentlich auch, aber da hat mich das Recycling gestört. Dadurch hat es sich für mich eher wie ein Nioh 1.5 angefühlt.
Die beiden Demos von Stranger of Paradise konnten mich ebenfalls nicht überzeugen, weder spielerisch, noch technisch.
Mit Wo Long geht es leider gerade so weiter. Während FromSoftware mit jedem weiteren Spiel die Messlatte höher setzt, kommt es mir irgendwie so vor, als ob Team Ninja mit jedem weiteren Spiel qualitativ abbaut. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass sie sich, im Vergleich zur Konkurrenz, technisch kaum weiterentwickeln und ihre Spiele vergleichsweise immer…
Auch Octopath Traveller 2 bekommt aktuell sehr gute Kritiken...arghs, die Zeit.
Bei JRPG‘s bin ich weitestgehend raus. Damit kann ich überhaupt nichts anfangen. Viel zu oft viel zu textlastig, insgesamt zu langsam. Als würden sie mit angezogener Handbremse etwas erzählen, wo ich schon oft den Fernseher angebrüllt habe: „Man…kommt endlich zum Punkt“. Den für mich inflationären Einsatz von Kindern bei JRPG‘s mag ich nicht, mag eigentlich so gut wie nie Kinder in Spielen oder „verkindlichte“ Charaktere, die dann auch leider häufig die immer wieder gleichen Stereotypen sind. Das ist mir alles zu albern.