Ich habe großen Respekt vor Künstlern, die mit ihren Zeichnungen, Illustrationen und Malereien die Fantasie anregen und damit manchmal erst die Tore öffnen, durch die Storywriter, Programmierer und viele andere gehen, um eine ganze Welt daraus zu formen. Manchmal schaut man ein Bild an und sieht schon ein Abenteuer vor sich - oder wünscht sich eines.
Bei diesem hier, vom kanadischen Künstler Larry MacDougall, würde ich mich am liebsten sofort dem Trupp anschließen (vielleicht in einen Fuchs mit Langbogen verwandelt) und ein paar aufmunternde Worte an sie richten. Sie sehen aus wie erschöpfte Kundschafter oder Jäger, die gerade von einer Quest zurückkehren. Der Dachs scheint im Sattel einzunicken, die beiden Waschbären schauen fast traurig und der Feldhase hat entweder etwas in der Ferne erspäht oder ist komplett durch den Wind...
Apropos: Larry MacDougall beschreibt die von ihm selbst erschaffene Fantasywelt Gwelf als eine Mischung aus Der Herr der Ringe und Der Wind in den Weiden, dem berühmten Kinderbuch des Schotten Kenneth Grahame aus dem Jahr 1908, das übrigens 1931 von E. H. Shepard erstmals illustriert wurde, der auch Winnie-the-Pooh zeichnete. Auch dort spielen Tiere bekanntlich die Hauptrollen, bei MacDougall sind es anthropomorphe Abenteurer.
In der Kickstarter-Kampagne Gwelf: The Survival Guide wurden sie erstmals lebendig. Auf 145 Seiten beschreibt er seine Welt, in der ein ständiger Kampf zwischen den Kräften des Todes (Raben) und des Lebens (Spatzen) tobt. Es ist eine Mischung aus Reiseführer und Pen&Paper-Kampagnenbuch, die mit Gwelf: Into the Hinterlands im Juni dieses Jahres fortgesetzt wird. Da ist dann auch der Fuchs dabei, den ich gerne spielen würde. Wer sich für diese charmante Art tierischer Fantasy interessiert, kennt vielleicht die Comics MouseGuard von David Petersen oder das Brettspiel Maus & Mystik. Vielleicht lohnt sich auch das Reinhören in mein Gespräch über Märchen-Fantasy mit Christian Endres.
Larry MacDougall hat u.a. für Steve Jackson Games gearbeitet und so einiges für dessen Rollenspielsystem GURPS (Riverworld, Witchworld etc.) illustriert. Außerdem hat er für das White-Wolf-Magazin gezeichnet, das 1986 nach dem Spitznamen von Elric (Michael Moorcock) benannt wurde - mehr dazu in der Rezension - und Karten für Magic: The Gathering beigesteuert. 2004 ist ein Bildband mit seiner gesammelten Kunst namens Witching Hour: The Art of Larry Macdougall auf Englisch erschienen.
Die Webseite von Larry MacDougall findet ihr hier. Es gibt bereits einige "Schöne Aussichten" im Archiv, ich werde versuchen sie alle zwei Wochen anzubieten.
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Ich habe Larry MacDougall v.a. als Illustrator für das Fasa Rollenspiel Earthdawn kennen und lieben gelernt und auch für spätere Quellenbücher von Shadowrun, als das noch bei Fasa war. Aber seine Arbeiten für Earthdawn gehören – meiner bescheidenen Meinung nach – bis heute mit zum Besten in der Rollenspiel-Illustration, auch und gerade weil das meiste davon schwarz-weiss war (damals gab es praktisch keine vollfarbigen Bücher im Rollenspielmarkt).
Da kommt mir sofort "Der Stein von Duncton"(William Horwood) in den Sinn - eine wirklich wunderbare Fantasy-Saga aus der Sicht von Maulwürfen.
Erinnert mich spontan an das kleine Indie-RTS "Tooth and Tail".
Auf jeden Fall sehr hübsch gemacht.
Mir gefallen besonders die Baumhaus-Bilder. Beim Betrachten dieser lösen sie in mir eine Ruhe und Zufriedenheit aus und vorallem auch der Wunsch, selber dort zu wohnen und zu verweilen.
Bissi günstiger sind die Prints von MacDougall. Seine Homepage verweist da diurekt auf https://society6.com/larrymacdougall
Erinnert wirklich sehr schön an Der Wind in den Weiden.