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AutorenbildJörg Luibl

Wichtel, Trolle, & Horror in Bramble: The Mountain King

Nach den ersten Schritten mit Olla auf der PS5 fühlte ich mich ein wenig an Nils Holgersson erinnert: Wie in Selma Lagerlöfs Roman von 1906, den einige vielleicht als japanische Zeichentrickserie der 80er kennen, ist man in Bramble: The Mountain King als Winzling unterwegs in der Natur. Zwischen Pusteblumen läuft man als blonder Junge in volkstümlich anmutender Tracht durch eine Wiese, bevor man einen knuffigen Igel reiten kann, der von einer Regenwurm-Angel geführt in einem See umherschwimmt.



Trotz des märchenhaften Einstiegs in der Demo, in dem man sich aus der versteinerten Faust eines Trolls befreit, wirkt die ansehnliche Kulisse fast wie eine Naturdokumentation. Das Team von Dimfrost inszeniert sie nicht im Zeichentrickstil, sondern mit der Unreal Engine wie eine nordeuropäische 3D-Landschaft, in der man von der Baumrinde bis zu den Pilzsporen, von davon flatternden Vögeln bis zu Fischen viele realistische Merkmale erkennen kann - nur dass ab und zu auch Wichtel in roten Mützen und seltsame Kreaturen auftauchen.


Aber was wie ein unbeschwertes Märchen-Abenteuer für Kinder anmutet, das man an einem gemütlichen Nachmittag mit den Kleinen spielen kann, wird langsam unheimlicher. Man hüpft bald nicht nur unbeschwert über Seerosen, sondern über Abgründe in finsteren Höhlen. Und spätestens, wenn man von einer alptraumhaften Kreatur aus dem See verfolgt wird, die gar nicht mehr putzig aussieht, verwandelt sich die anfängliche Idylle in bedrohlichen Horror.



Sehr schön ist, dass man über diesen Näcken, der im Wasser haust und Wanderer mit seiner Musik anlockt, noch einiges an Hintergründen erfährt:


Laut der schwedischen Entwickler stammen die Wesen wie etwa Rumpnissar aus Geschichten ihrer Kindheit, aus nordischen Sagen oder wurden als Neuschöpfungen von diesen angeregt. Dazu gehört auch der Lemus, eine glatzköpfige Steingestalt, die einem freundlich gesinnt ist. Sie existiert zwar nicht in der Folklore, aber wurde von einem Bild des Malers John Bauer (1882-1912) inspiriert, zu dem es in Jönköping ein schönes Museum gibt - und dessen Vater übrigens 1863 von Bayern nach Schweden auswanderte, wo sein Sohn dann mit 16 Jahren in Stockholm Kunst studierte und sich irgendwann auf die Darstellung von Trollen spezialisierte:


Die Prinzessin und der Troll. From Bland Tomtar och Troll,. John Bauer, 1913.

Vermutlich gibt es in jedem zweiten skandinavischen Haushalt ein Märchenbuch, das von ihm illustriert wurde - er hat auch einige Gestalten aus Jim Hensons' Fantasyfilm Der dunkle Kristall inspiriert. Dabei wird die Darstellung in diesem Spiel samt Blut recht explizit, so dass nach dem ersten Bosskampf nicht mehr die gemütliche Geborgenheit einer Selma Lagerlöf, sondern eher die böse Ahnung Grimm'scher Märchen vorherrscht, in der Kinder als Helden mit Gewalt konfrontiert werden. Apropos: Der Junge namens Olla soll seine Schwester finden, die wohl von einem Troll gefangen wurde - und die haben bekanntlich großen Appetit; man soll übrigens so einiges über deren Verhalten erfahren. Falls ihr schon jetzt mehr über Trolle wissen wollt: Ich habe mit der Skandinavistin Rebecca Merkelbach im Podcast Auf einen Whisky über sie gesprochen.


Spielmechanisch handelt es sich bei Bramble: The Mountain King um ein klassisches Action-Adventure, in dem man vor allem läuft, rennt und hüpft, schleicht oder sich duckt, um Ungeheuern oder tödlichen Fallen zu entkommen. Man trägt keine Waffe, aber bekommt irgendwann ein magisches Artefakt. Außerdem weht fast ein wenig Pikmin-Flair, wenn man von einer Gruppe Wichtel begleitet wird. Man kann die Atmosphäre vielleicht mit jener aus Little Nightmares vergleichen. Noch gibt es keinen Termin, außer dass es für PC, PS4/5, XBS und Switch in diesem Jahr erscheint. Nach der Demo hatten bei uns jedenfalls alle Lust auf dieses Abenteuer.


Vielen Dank an alle Steady-Unterstützer, die dieses kleine Spiele-Magazin mit ihrem Abo möglich machen. Es würde mich freuen, wenn ihr auch an Bord kommt!

5 Comments


Jannik
Jannik
Jan 27, 2023

Sieht cool aus, danke für den Tipp! 😀

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Xris
Xris
Jan 25, 2023

Clippingfehler und Kollisionsabfrage *hust*


Aber einmal davon abgesehen. Startet niedlich und entpuppt sich dann schnell als beinahe Survival Horror. In atmosphärisch schaurigem Ambiente. Ich bin definitiv angefixt. Danke für den Tipp. wäre wieder einmal komplett an mir vorbeigegangen.


Es erscheinen mittlerweile einfach zu viele Indies. Und in der Summe ist es eben leider auch mehr Masse anstatt Klasse. Man müsste sich schon regelmäßig auf dem laufen halten um die wenigen Perlen herauszupicken.

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themistios
themistios
Jan 23, 2023

"Zwischen Pusteblumen läuft man als blonder Junge in volkstümlich anmutender Tracht durch eine Wiese, bevor man einen knuffigen Igel reiten kann, der von einer Regenwurm-Angel geführt in einem See umherschwimmt."


Bitte mehr davon :-)

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Olaf
Olaf
Jan 23, 2023

Sieht sehr gut aus.

Hoffe, es wird sich au so spielen und dass der Horror / Grusel nicht zu kurz oder zu banal daherkommt.

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Qugart
Qugart
Jan 23, 2023

Das Ding ist meines Wissens Mitte 2021 das erste Mal auf der E3 aufgetaucht und es hat mich sofort gepackt. Die Grafik sah verboten gut aus und das gezeigte Gameplay erinnerte an ein 3D-Limbo mit Pikmin-Mechaniken. Und auch der Horror kam aufgrund der Fantasy-Wesen nicht zu kurz.

Ich bin schon sowas von gespannt drauf. Hier gibts übrigens noch einen Gameplaytrailer:

https://www.youtube.com/watch?v=AXFjPlGGGcA

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