Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Wort "Diorama", direkt übersetzt aus dem Griechischen bedeutet es so viel wie "Durchscheinbild", das erste Mal in der Rezension von Fantasian (2021) verwendet habe. Das Rollenspiel von Mistwalker erschien über Apple Arcade und machte sofort neugierig: Man blickte auf Schauplätze, die wie Landschaften in einer Vitrine wirkten. Beim Erkunden entstand aufgrund der plastisch geformten Bäume, Häuser, Kisten eine gemütliche, überaus malerische Atmosphäre.
Dass Hironobu Sakaguchi, der Schöpfer von Final Fantasy, diese Kulisse verwendete, war natürlich kein Zufall: Er ist selbst leidenschaftlicher Miniaturen-Sammler und hatte es bereits im Taktik-Rollenspiel Terra Wars (2014) eingesetzt. Diese Grafikproduktion ist natürlich unheimlich aufwändig, weil man alle Pflanzen und das komplette Interieur per Hand modelliert - es entstehen Unikate. Hinzu kommt, dass man alle Veränderungen in der Umgebung ebenfalls berücksichtigen und entsprechend anfertigen muss. Einen dieser Schauplätze hat übrigens Akira Toriyama erstellt, der Autor von Dragonball.
Auf diese kunstfertige Art ist hierzulande das Adventure Trüberbrook (2019) entstanden, bei dem man sich ein wenig an die Augsburger Puppenkiste erinnert fühlte. Gerade in Japan scheint das Diorama als Stilmittel sehr beliebt zu sein. Es wird immerhin in zwei aktuellen Taktik-Rollenspielen verwendet: Zum einen in Triangle Strategy (2021), das ich gerade in einer Rezension vorstelle. Zwar kommt dort keine Handarbeit, sondern die Unreal Engine zum Einsatz, aber man fühlt man sich auf Switch ebenfalls an einen geöffneten Schaukasten erinnert, wenn man seine Figuren durch Siedlungen bewegt oder in Gebäuden stöbert. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass der Hintergrund nur verschwommen dargestellt wird.
Und Square Enix scheint Gefallen an dieser Inszenierung zu finden, denn auch das kürzlich angekündigte The DioField Chronicle (2022) wird einen Diorama-Stil verwenden. Im Taktik-Rollenspiel sollen ja Fantasy und Moderne vereint werden. Ich bin mal gespannt, ob sich der Charme dieses Stilmittels in diesem Mix auf PC und Konsole entfalten kann.
Zum Abschluss vielleicht noch zwei Gedanken dazu: Zum einen gibt es eine recht rege Fankunst, die aus 2D-Videospielszenen echte 3D-Dioramen aus Papier oder in Glaskästen bastelt. Zum anderen fiel mir noch ein Klassiker ein, der damals ähnlich auf mich wirkte: Die Dungeons in Cadaver (1990) muteten auf dem Amiga auch so an, als hätten die Bitmap Brothers sie aus einem vorgefertigten Tabletop-Modell geschnitten - sie verwendeten allerdings nur Deluxe Paint. Falls mehr als drei Leute dieses wunderbare Spiel nicht kennen, werden ich es mal vorstellen, zumal Puzzle in Katakomben hier bald ein Thema sind.
Elden Ring im Diorama-Stil :)
Hatte nicht Octopath Traveler ein Diorama in der Special Edition?
Bin #3 der es nicht kennt.
Gern mehr zu Cadaver! Finde Einblicke in die Geschichte und Portraits solcher Pioniere immer sehr spannend.
Ich bin auch ein Tabletop Spieler. Aktuell spiele ich Mantic Armada und Vanguard, Moonstone (@Jörg, da könntest du sogar mal einen Blick drauf werfen) und Saga: Age of Magic (großartig). Cadaver kenne ich auch nicht.