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Eine Saga und eine Lügenkatze

Als ich die Vorschau zu Stray schrieb und mir die Bilder nochmal ansah, fielen mir sofort die Roboter-Aliens auf, die diese Bildschirme als Köpfe tragen. Es gibt dann eine Szene, als sich die Katze an einem von ihnen reibt und auf seinem "Monitor"ein Herz erscheint - er mochte wohl die Berührung. Warum erzähle ich das?


Weil es hier mindestens eine direkte Verbindung zu einer der besten und erfolgreichsten Graphic Novels gibt: zu Saga. Die von Brian K. Vaughan geschriebene und Fiona Staples gezeichnete Geschichte ist seit ihrem Erscheinen im Jahr 2013 auf 54 Ausgaben in neun Bänden (auf Deutsch) angewachsen.


In diesem Science-Fiction-Epos für Erwachsene, das eigentlich das Familiendrama eines jungen Paares in einem irren Krieg thematisiert, gibt es eine Fraktion, die genau diese Bildschirme statt normaler Köpfe trägt - nur dass es im Gegensatz zu Stray keine Roboter, sondern menschliche Hybride sind. Immer wieder reagieren sie emotional über Symbole oder Szenen auf ihren Monitoren. Ich kann mir vorstellen, dass das Team vom Blue Twelve Studio hier direkt inspiriert wurde - was vollkommen okay ist.


Noch etwas haben Stray und Saga gemeinsam: eine coole Katze. Eine meiner Lieblingsfiguren in der Graphic Novel ist eine Art Kopfgeldjäger namens "Der Wille", der von einer "Lügenkatze" begleitet wird. Das Besondere an ihr, neben dem beeindruckenden Äußeren: Sie lauscht bei den Verhandlungen mit den Kunden und kann sprechen - zumindest ein Wort. Immer, wenn sich jemand nicht an die Wahrheit hält, fixiert sie ihn mit ihrem dämonischen Blick und zischt LÜGE...


So entstehen wunderbare Szenen und Dialoge, zumal sie auch ihren Dosenöffner aka "Der Wille" des Öfteren beim Schwindeln ertappt. Überhaupt sind Wortwitz und der derbe Humor einfach köstlich. Saga mag manchmal grotesk anmuten, was die Figuren betrifft, aber die Welt ist sehr gut ausgearbeitet, mit tollen Schauplätzen und abgefahrenen Situationen, auf die man erstmal kommen muss. Gewalt und Sex sind an der Tagesordnung, aber das Schöne ist, dass es über Text und Zeichnungen auch immer wieder putzige, sympathische und höchst emotionale Situationen gibt.


Vor allem die Geschichte der jungen Eltern, die manchmal ihre Verwandten und den sinnlosen Krieg überleben müssen, gehört zum Besten, was man in Graphic Novels an Charakterdarstellungen finden kann. Nahezu alle aktuellen gesellschaftspolitischen Themen werden angeschnitten.


Bevor ich zu viel erzähle, noch eine gute Nachricht, die vor allem treue Fans gefeiert haben: Der letzte neunte Band erschien ja 2018 bei Cross Cult. Aber kürzlich haben die Autoren mitgeteilt, dass Saga am 26. Januar 2022 fortgeführt wird - allerdings ist das der Termin der englischen Ausgabe.


Falls ich auf Spielvertiefung im nächsten Jahr das Format "Schatzkiste" etablieren kann, wäre genau so etwas eine ausführlichere Empfehlung wert. (Bild oben: Saga, Band 1, Leseprobe CrossCult; Bild unten: Saga, Band 1, offizielles Artdesign.)



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