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Fünf Brettspiele mit Wikingern

Im aktuellen Podcast Auf einen Whisky 023 spreche ich ja mit Lukas Boch, einem Kirchenhistoriker und Brettspielforscher, über die Wikinger. Dabei gehen wir natürlich auf einige analoge Spiele ein, von denen es gar nicht mal so viele mit diesem Szenario gibt, obwohl es über hundert Videospiele von Lost Vikings bis Assassin's Creed: Valhalla gibt. Ich möchte hier fünf Brettspiele kurz vorstellen, die sich mit den Nordmännern oder nordischer Mythologie beschäftigen: Zwei davon kann ich aus eigener Erfahrung wärmstens empfehlen, drei weitere sind im Gespräch mit Lukas auf meine Liste gekommen.


Blood Rage (2015)


Ein ganz tolles Spiel, das in keiner Sammlung fehlen sollte, wenn man Taktik und Miniaturen mag! Blood Rage von Eric. M Lang hat es 2016 in meine Ruhmeshalle der besten 20 Brettspiele geschafft. Der Titel mag nach einem Hack&Slay oder einer Art Doom für Wikinger klingen, aber unter dem Leitmotiv der Wut verbirgt sich sehr viel spielmechanische Qualtität, in der es um Taktik, Bluffs und Kartenmanagement geht. Vor allem der knackige Spielrhythmus hebt es von so manchen eher zähen Vertretern klassischer Wargames ab. Aber zu dieser Gattung gehört es auch nicht. Es geht hier um die effiziente Entwicklung eines Clans, um geschicktes Antizipieren und gut geplante Angriffe, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein - es ist quasi ein Hit&Run mit mythologischen Kniffen. Dieses Spiel hätte vielleicht auch Odin gefallen, denn Motive wie seine ewig kämpfenden Krieger oder die Auswirkungen von Ragnarök wurden integriert: hier sorgen auch Tote noch für Ruhm, denn die Götter belohnen ihre Ankunft in Walhall. Es entsteht für bis zu vier Spieler ein intensiver Kampf bei stetigem Machtwechsel, der dazu noch wunderbar illustriert und mit klasse Miniaturen bis hin zu mythischen Monstern bestückt wurde. Es gibt übrigens einige Erweiterungen sowie eine digitale Variante, die ich allerdings nicht empfehlen würde.


Ein Fest für Odin (2016)


Uwe Rosenberg hat so viele sehr gute Brettspiele von Agricola oder Arler Erde bis LeHavre designt, in denen es meist um so genanntes "Worker Placement" geht, also das effiziente Einsetzen von Arbeitern. Das begegnet einem man auch in Ein Fest für Odin, aber in diesem Aufbauspiel kommt ein Erkundungsflair samt Würfelmechanik hinzu, das mich damals positiv überrascht hat. Man zieht mit seinem Clan los, geht auf die Jagd und erobert Beute, die man fast à la Tetris effizient auslegen muss. So entsteht auch etwas Puzzleflair und Legetaktik, die das komplexere Umwandeln von Waren auflockert. Hier stecken en detail einige kreative Elemente drin, die man so nicht aus seinen Spielen kannte. Das Expandieren hin zu den Inseln lässt vielleicht etwas Potenzial liegen, aber wer es sich bei einem Horn voll Met mit bis zu vier Spielern so richtig gemütlich machen will, sollte diese prall gefüllte Box aus dem Regal holen.


Räuber der Nordsee (2015)


Jetzt kommen wir zu Räuber der Nordsee, das ich noch nicht kenne, aber das jetzt zumindest auf meiner Liste steht: Denn zum einen hat es einige Preise gewonnen und zum anderen wurde es mir empfohlen - auch von Lukas Boch. Das Spiel des Neuseeländers Shem Phillips konzentriert sich in cooler Kulisse auf die Grundtugenden eines Wikingers: erobern, plündern, kämpfen. Also fährt man mit seinem Langboot raus und landet an fernen Küsten, um Siegpunkte zu ergattern. Dabei geht es für bis zu vier Spieler erst um das Management der Vorräte, Mannschaft und Bewaffnung im Dorf, bevor es dann auf den Beutezug in Richtung Hafen, Lager oder Kloster geht. Es ist übrigens der mittlere Teil einer Trilogie, denn schon 2014 erschien Shipwrights of the North Sea (das allerdings weniger gut ankam) und 2016 dann Explorers of the North Sea, das quasi eine Erweiterung auf ähnlichem Niveau in späterer Zeit ist.


Wikinger 878 A.D.: Angriff auf England (2017)


In diesem interessanten Wargame wird es historischer und militärischer: Angelsachsen auf der einen Seite, Wikinger auf der anderen Seite - und sie alle kämpfen in Wikinger 878 A.D. um Macht und Land in England. Nachdem die Nordmänner nur geplündert und erpresst haben, wollen sie sich jetzt niederlassen. Dabei treten ihre Jarle und Berserker gegen die heimischen Kleinkönige und Huskarle an. Auf einer großen Karte geht es um die Kontrolle von Städten, wobei das Spiel unter voller Kontrolle der Angelsachsen beginnt, die dann mit den Invasionen klar kommen müssen. So entstehen auf beiden Seiten ganz unterschiedliche Voraussetzungen, bis der Sieger schließlich nach Anzahl der Eroberungen ermittelt wird. Klingt gut! Das Spiel für zwei bis vier Leute konnte 2017 übrigens auch Preise als Wargame des Jahres einheimsen.


Yggdrasil Chronicles (2019)


Last but not least dürfen die Götter und Ragnarök nicht fehlen: In Yggdrasil Chronicles wird es mythologischer, denn hier baut man nicht nur den berühmten Weltenbaum der Germanen plastisch auf dem Tisch auf, sondern schlüpft direkt in die Rolle eines von sieben Göttern, darunter Odin, Heimdall, Frigg oder Tyr. Bis zu fünf Spieler wollen gemeinsam den Untergang der neun Welten verhindern, die über drei Etagen im Modell des Baumes sichtbar sind. Dabei tauchen unterschiedliche mythologische Feinde von Niddhögg über Fenrir bis Hel auf, denen man sich stellen muss. Dabei sammelt man Hilfe über Artefakte sowie Verbündete wie die Elfen. Vor allem die außergewöhnliche Präsentation sowie die fast komplette Integration der wichtigsten Gestalten der nordischen Mythologie dürfte hier das Interesse wecken.


Ich hoffe, euch hat dieser kleine Ausflug mit Empfehlungen gefallen. Ich überleg gerade, ob ich die erwähnte Top 20 meiner Brettspiele hier als Ruhmeshalle aufbaue und stückweise diese Klassiker vorstelle. Das könnte ich auch auf Videospiele übertragen, wobei man in beiden Fällen überlegen könnte, das in Genre aufzuteilen.


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