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Bloodborne für PlayStation...

...One!? Richtig gehört: Das düstere Abenteuer von From Software aus dem Jahr 2015 erscheint im Januar als Remake der ungewöhnlichen Art - als so genanntes Demake.


Bemüht man sich bei offiziellen Neuauflagen meist darum, Klassiker möglichst hochwertig zu modernisieren, so dass Schmuckstücke wie Demon's Souls für PlayStation 5 entstehen, vollzieht dieses inoffizielle Fan-Projekt eine gewaltige technologische Rolle rückwärts - über mehrere Konsolen-Generationen zurück. Immerhin erschien die erste Playstation 1994!


Seit 2017 hat Lilith Walter an Bloodborne PSX (damals der Codename für Sonys Konsole) gearbeitet, das jetzt laut einem Twitter-Post "ready for shipping" ist und am 31. Januar veröffentlich werden soll. Wie und wo genau, ist allerdings noch offen. Es soll jedenfalls in Full HD mit freier Bildwiederholrate, aber zunächst nur im Seitenverhältnis von 4:3 erscheinen, das ja mal für 35mm-Filme der Standard war.


Das, was auf PlayStation 4 noch für ästhetisches Staunen gesorgt hat, wird also matschfest in die 32-Bit-Ära zurückgebeamt. Doch dieser Rückschritt scheint bei Fans der Reihe nostalgische Nerven zu treffen: Der Release-Date-Trailer vom 31. Oktober 2021 hat auf YouTube über 488.00 Aufrufe. Und an diesem Video erkennt man sehr schön, wie nah man tatsächlich am Original ist - was übrigens kein Merkmal eines Demakes sein muss:



Demakes gibt es natürlich schon länger - der Begriff wurde 2008 vom Entwickler Phil Fish (Fez) konstruiert, aus dem Englischen "degrade" für "herabsetzen". Er verwendete Demake auch für "professionelle" (aber meist schwache, weil schnell entwickelte) Portierungen von Spielen auf weniger leistungsstarke Systeme - wie etwa Assassin's Creed für den DS. Ich würde auch Myst für DS so bezeichnen...oder besser als Nomake.


Aber im Sinne der Erfinder sind natürlich gewollte Demakes, die durchaus einen spielkulturellen Wert besitzen und schon Mitte der 90er eine kreative Nische in der Independent-Szene besetzen konnten. 1996 erschien Doom z.B. als Text-Adventure "FooM" sowie als Sidescroller "DOOM 2D" - auch Half-Life 2 wurde später in "Codename Gordon" als Plattformer entwickelt. Es wurde also nicht nur die Technik, sondern manchmal auch das Genre gewechselt - mit bizarren, teils lustigen oder demaskierenden Auswüchsen. Diese Art der radikalen Umwandlung kann nämlich auch schonungslos aufzeigen, wie eintönig manche Aspekte des Spieldesigns sind, wenn man die 3D-Kulisse mal wegzaubert...

Soundless Mountain 2: Silent Hill 2 im NES-Stil.

Mich wundert nur, dass Lilith Walter tatsächlich (noch) den Namen Bloodborne verwendet - normalerweise wechseln Demakes natürlich aufgrund des Copyrights tunlichst die originalen Assets und natürlich auch den Titel: Aus "Shadow of the Coloossus" wurde z.B. "Hold me Closer, Giant Dancer" - übrigens ein ganz schreckliches Demake, das ich keine Minute ertrage; etwas länger (also fünf Minuten) kann man "Shadow of the Bossus" aushalten. Im Fall von "Soundless Mountain 2" entsteht zumindest ein charmantes Schmunzeln beim Spielen, denn "Silent Hill 2" wird hier auf Nintendo-Art inszeniert. Falls man die Originale gar nicht kennt, verlieren diese Umsetzungen aber sehr schnell alle Reize... Auf Bloodborne im PSone-Stil hätte ich schon Lust. Das sieht irgendwie cool aus. Aber ich kann mir trotz aller Liebe zu diesem Spiel nicht vorstellen, dass ich das länger als eine Stunde zocken könnte. Aber wer weiß, der Januar ist ein karger Monat.

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