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A Highland Song: Das neue Spiel der inkle Studios

Ich bin ein großer Freund der inkle Studios, die bisher kleine, aber überaus feine Spiele veröffentlicht haben, in denen immer auf besondere Art erzählt wird. Hier auf Spielvertiefung habe ich bereits Sorcery! in der Complete Edition (iOS, And, PC, PS4/5, XBS, SW) vorgestellt, die edel interpretierte Fighting Fantasy von Steve Jackson, mit der die Briten Jon Ingold und Joseph Humfrey 2013 debütierten. Sie wuchs bis 2016 auf vier Teile an, die ich jedem Freund von Abenteuer-Spielbüchern und klassischer Rollenspiele wärmstens empfehlen kann.


Ein Jahr später erschien das unterhaltsame Reise-Adventure 80 Days (iOS, And, PC, SW), in dem es wie in Jules Vernes' Roman mit freier Routenwahl und Entscheidungen um die Welt ging. Nach diesem für mobile Systeme optimierten Ausflug wagte sich das Team 2019 aus technischer Sicht an etwas Größeres. Heaven's Vault (PC, PS4/5, SW) ist ein auf den ersten Blick sprödes, aber unheimlich faszinierendes Science-Fiction-Abenteuer, in dem man über archäologische Funde und die Rekonstruktion von Sprache eine Vergangenheit entschlüsselt. Man hat einen Roboterbegleiter, der manchmal fast unheimlich eigenständig reagiert, die Dialoge sind klasse. Jedenfalls sehr empfehlenswert, und bisher das erzählerische beste Spiel des Studios - es gibt mittlerweile Romane dazu.


2020 ging es mit Pendragon (PC) vor dem Hintergrund der Artus-Sage kämpferischer zur Sache, in einer stimmungsvollen Mischung aus Rundentaktik, Rollenspiel und Adventure, liebevoll designt mit etwas Brettspielflair. Der Weg nach Camelot konnte mich besser unterhalten als ein Jahr später Overboard (iOS, And, PC, SW), was vor allem an der faden Inszenierung als Visual Novel lag - vielleicht werde ich dem Spiel mit meiner ästhetischen Abneigung aber auch nicht gerecht. Denn rein erzähltechnisch erreichten die inkle Studios ein sehr hohes Niveau hinsichtlich des offenen Storytellings: Als Mörderin gilt es, über geschickte Antworten, Lügen und Verstellungen einer Verurteilung zu entgehen. Das Besondere: Man befindet sich auf einem Luxusdampfer, auf dem eine dynamische Uhr tickt, die Ereignisse auslöst - das Game Over kann zwar schon nach einer halben Stunde folgen, aber der Wiederspielwelt ist enorm. Und wenn man es mal schafft, sich durchzumogeln, ist die Freude groß.


Jetzt zum aktuellen Projekt, A Highland Song (PC, SW), das dieses Jahr, vielleicht schon bald erscheinen soll. Da es keinen konkreten Termin gibt, habe ich es in der Vorschau der Videospiele im Januar nicht erwähnt, aber es macht neugierig und wirkt innerhalb des bisherigen Portfolios fast etwas exotisch. Denn diesmal wagen sich die Briten an eine Art Jump'n Run in der schottischen Wildnis: Ein Mädchen rennt und springt von links nach rechts über Stock und Stein, während ab und zu Noten auftauchen - die Folkmusik wurde übrigens von Laurence Chapman, Talisk und Fourth Moon komponiert. Auch der Zeichentrickstil und die Animationen gefallen mir:



Aber das wird kein reiner Rhythmus-Plattformer zum Schunkeln oder gar ein Endless Runner, denn auch diesmal soll die Story samt Abzweigungen eine wichtige Rolle spielen. Nachdem die 15-Jährige einen Brief des Onkels erhalten hat, will sie es zur Küste schaffen. Je nachdem welche Route sie wählt, soll sie auf andere kleine Geschichten und Gestalten treffen, die erzählerisch mit der Region verknüpft sind. Noch kann ich mir nicht ganz vorstellen, wie man die Akrobatik (man kann springen, schlittern und sich an Plattformen hochziehen) und die Geschichte vereinen will, inwiefern Lager und Begegnungen, Rätsel und Survival integriert sind. An diesem Bild kann man die Routenplanung erkennen:




Die inkle Studios versprechen aufgrund der verwobenen Struktur jedenfalls viele Geheimnisse, die man nicht in einem Anlauf entdecken wird. Ob dabei auch etwas Whisky und gälische Mythen eine Rolle spielen? Letzteres ist sehr wahrscheinlich, zumindest alte Volkssagen dürften themastisiert werden, Riesen und Geister wurden schon angedeutet. Ich freue mich jedenfalls auf diese Reise mit Moira McKinnon.

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