Schöne Aussicht: Swordsman of Mars (Frank Frazetta)
- Jörg Luibl
- 14. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Juni
Ich habe großen Respekt vor Künstlern, die mit ihren Zeichnungen und Illustrationen die Fantasie anregen. Sie öffnen die Tore, durch die Erzähler, Programmierer und viele andere gehen, um die Abenteuer dahinter zu formen. Manchmal schaut man ein Bild an, wünscht sich fast rein oder würde gerne die Welt erkunden.
Und eines der berühmtesten Magazine der Phantastik, das seit 1977 genau das über 320 Ausgaben mit coolen Comics, großartigen Zeichnern und Autoren bis 2023 ermöglicht hat, feiert nach erfolgreicher Kickstarter-Kampagne gerade ein Comeback: Heavy Metal. Nahezu alles, was in Fantasy, Horror und Science-Fiction bekannt ist, von Moebius bis Stephen King, von Frank Miller bis H.R. Giger, von Simon Bisley über Luis Royo bis zu den Brüdern Hildebrandt, findet sich darin - ihre Motive und Geschichten haben Regisseure von Ridley Scott bis Steven Spielberg inspiriert. Für den kürzlich gestarteten Relaunch von Heavy Metal #1 gab es nicht nur dieses Cover von Frank Frazetta (1928-2010), sondern mehrere exklusive Varianten. Aber weil Genre wie die Science Fantasy sowie die Sword & Sorcery hier auf Spielvertiefung schon öfter Thema waren, von Podcasts mit Christian Endres, Erkundungen über Conan und einer Rezension zu Elric bis zur Geschichte der Rollenspiele, passt das als Aufmacher ganz gut:
Dieses Bild heißt "Swordsman of Mars" und wurde 1973 auf Öl gemalt. Hier sieht man Hadron von Hastor, Prinz und Krieger des Königreichs Helium. Vor ihm kniet Tavia, die nicht etwa seine Konkubine, sondern eine stolze Prinzessin der Marsianer ist, die einem Pferd mit bloßen Händen den Kopf abreißen kann. Hier die komplette Szene:

Wer sich jetzt wundert, warum auf dem Roten Planeten mit Krummsäbeln gekämpft wurde: Science und Fantasy treffen in den Mars-Geschichten bzw. dem Barsoom-Zyklus von Edgar Rice Burroughs aufeinander, der auch Tarzan erfand. Ach so: Barsoom nennen die Einheimischen ihren Planeten.

Die erste Story dazu namens "John Carter of Mars" wurde 1912 im Pulp-Magazin Argosy veröffentlicht, wo sich ein Veteran des Amerikanischen Bürgerkriegs auf dem Mars zum Helden entwickelt, der gegen mythische Bestien kämpft - er ist damit ein Nachfahre von Beowulf und so etwas wie ein Urahn von Luke Skywalker und He-Man.
Auf Deutsch erschien der erste Roman "Eine Mars-Prinzessin: Dreiundvierzig Millionen Meilen von der Erde" sogar schon 1925. Der Barsoom-Zyklus war bis in die 40er Jahre beliebt und wurde bis 1964 veröffentlicht.
Damals wurden die Hefte noch ganz anders und weniger freizügig illustriert als später von Frank Frazetta. Er folgte damit seiner eigenen Tradition von Barbaren-Motiven. Denn der stilbildende Charakter von Conan, der sich in den Filmen von Schwarzenegger manifestierte, beruhte auf den Zeichnungen dieses großartigen Künstlers. Er hatte schon 1966 den Archetypen des Barbaren visualisiert, der der Sword and Sorcery, einem Subgenre der Fantasyliteratur, seine wilde Gestalt verlieh.
Und vielleicht haben auch seine Motive des Mars-Kriegers mit dazu beigetragen, dass dessen Geschichten in den 70er Jahren nochmal so richtig populär wurden - Marvel Comics spendierte dem Helden jedenfalls von 1977 bis 1979 eine Reihe mit 28 Bänden.
Die überaus vielfältige Kunst des in Brooklyn geborenen Frank Frazetta wird im offiziellen Museum in East Stroudsburg im US-Bundesstaat Pennsylvania ausgestellt - dort verbrachte er auf seinem Anwesen den Großteil eines Lebens, bis er im Jahr 2010 verstarb. Er wurde 2014 in die Science Fiction Hall of Fame aufgenommen.
Ich heiße Jörg Luibl, bin freier Journalist und biete mit Spielvertiefung seit November 2021 ein unabhängiges Magazin an, in dem die Kultur und nicht der Klick relevant ist. Ich arbeite alleine und verzichte komplett auf Werbung, Kooperationen sowie über KI erstellte Inhalte. Diese Alternative zum Reichweiten-Journalismus ist nur dank der Unterstützer über Steady möglich.
Der Stil der Bilder gefällt mir sehr. Deine Erwähnung der Kickstarter Kampagne vom Magazin Heavy Metal hatte mich aber irritiert. Dann ist mir erst aufgefallen das ich das deutsche Magazin Schwermetall im Kopf hatte. Da gab es natürlich keine Kickstarter Kampagne. Mein Fehler.
Ich dachte momentan du meinst Métal Hurlant, da gab es auch ein Kickstarter.
Danke jedenfalls für den Hinweis, interessant, dass es mehrere Magazine mit dem gleichen Titel gab. In Deutschland das Schwermetall, welches nur eine übersetzte Version vom franz. Original war, meines Wissens nach.
Berühmt wurde es u.a. wegen der seriellen Publikation von „L'Incal“, ein monumentaler satirischer Comic, der in Zusammenarbeit von Mœbius und Jodorowsky nach dessen gescheiterter Dune Verfilmung entstanden war.
Kürzlich habe ich wo gelesen, dass Taika Waititi im Einklang mit dem rüstigen Autor Jodorowsky an einer Filmversion von Incal arbeitet, somit erfährt das ehrwürdige Magazin vielleicht noch eine späte weltweite mediale Resonanz.